Was macht einige Säugetiere zu so guten Tauchern? Immerhin können einige Meeressäuger mehr als eine Stunde unter Wasser bleiben ohne zu atmen. Wie sich jetzt zeigt, ist ihr wichtigster Helfer dabei ein sauerstoffbindendes Protein im Muskel, das Myoglobin. Die tierischen Tauchkünstler besitzen eine spezielle Form davon und davon zudem besonders viel. Das hat ein internationales Forscherteam herausgefunden. Ihre in „Science“ veröffentlichte Studie enthüllt zudem, dass einige Landtiere ebenfalls das spezielle „Taucher-Myoglobin“ in sich tragen – und warum.
Ein Mensch kann maximal einige Minuten unter Wasser bleiben ohne zu atmen. Tierische Tauchkünstler wie die Pottwale halten es dagegen problemlos mehr als eine Stunde in der Tiefe aus. Denn ihre Muskeln können weitaus mehr Sauerstoff speichern als die des Menschen und der meisten landlebenden Tiere. „Die Fähigkeit, lange ohne zu atmen auszukommen, hat es zahlreichen Säugetieren ermöglicht, neue ökologische Nischen zu erobern“, erklären Scott Mirceta von der University of Liverpool und seine Kollegen. Durch die Anpassung an ein Leben im Wasser konnten sich Robben, Wale, Seekühe und andere Säuger unter anderem neue Nahrungsquellen erschließen und ihren Fressfeinden ausweichen – indem sie buchstäblich abtauchen.
Je dunkler das Fleisch, desto höher der Myoglobinwert
Aus zahlreichen Studien ist bereits bekannt, dass die Muskeln der meisten Meeressäuger besonders viel Myoglobin enthalten und daher viel Sauerstoff speichern können. Bei Walen beispielsweise ist dies an der Farbe des Fleisches erkennbar: Das dunkelrot gefärbte Myoglobin ist darin so konzentriert, dass das Fleisch fast schwarz erscheint. Mirceta und seine Kollegen haben nun zunächst untersucht, ob die „Supertaucher“ unter den Säugern sich nicht nur in der Menge, sondern möglicherweise auch in der Beschaffenheit ihres Myoglobins von denen weniger wasseraffiner Säugetiere unterscheiden.
Und tatsächlich wurden sie fündig: Die Oberfläche dieser Proteine ist bei gut tauchenden Säugetieren stärker elektrisch geladen. „Dadurch stoßen sich die einzelnen, dicht gepackten Molekül gegenseitig ab, wie die gleichen Pole zweier Magneten“, erklärt Mirceta. Dieser Effekt verhindere, dass das hoch konzentrierte Myoglobin zusammenklumpe – was normalerweise leicht geschehe. Wale und andere Meeressäuger können dadurch besonders viel Sauerstoff in ihren Muskeln speichern.