Sprache findet nicht nur im Sprachzentrum unseres Gehirns statt: Bei bestimmten, bewegungsassoziierten Wörtern ist auch der motorische Kortex, das für die Bewegungssteuerung zuständige Hirnareal, beteiligt. Diese jetzt in „Current Biology“ veröffentlichte Erkenntnis könnte beispielsweise das Wiedererlernen der Sprache bei Schlaganfallpatienten stark erleichtern.
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Jedes Jahr erleiden rund 200.000 Menschen in Deutschland einen Schlagfanfall. Knapp ein Viertel der Betroffenen behält schwerwiegende Sprachstörungen zurück. Die Reahbilitätion und das Training zum Widererwerb der Sprache sind meist mühsam und langwierig. Doch jetzt haben Wissenschaftler vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) um Friedhelm Hummel etwas entdeckt, das zukünftig Patienten beim Wiedererlernen der Sprache unterstützen könnte.
Motorischer Kortex reagiert auch auf Sprache
Grundlage dieser Entdeckung war die Erkenntnis, dass Sprachfunktionen nicht nur in den klassisch identifizierten Spracharealen – dem Sprachzentrum – organisiert sind. Vielmehr erkannten die Neurologen, dass auch andere Hirnregionen an Sprachprozessen beteiligt sind. So stellte sich heraus, dass etwa der motorische Kortex nicht nur Bewegungen kontrolliert, sondern auch am Verarbeiten und Erlernen von bestimmten Sprachaspekten beteiligt ist. Das bedeutet konkret: Liest oder hört man ein bewegungsassoziiertes Verb wie „treten“ oder „rennen“ oder erlernt es, wird neben dem Sprachzentrum auch der Gehirnbereich aktiviert, der die tatsächliche Steuerung dieser Bewegung ausführt.