Was geschieht während eines Wimpernschlages? Dieser Frage ist ein britisches Forscherteam nachgegangen und stellte dabei Überraschendes fest: Während wir blinzeln, macht unser Gehirn Pause. Das Gehirn schaltet in der nur Millisekunden dauernden Blinzelperiode Teile des visuellen Systems aktiv ab – selbst dann, wenn in dieser Zeit noch Licht ins Auge fällt.
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Davina Bristow vom University College London (UCL) erklärt: „Blinzeln ist notwendig, um die Oberfläche der Augen feucht zu halten. Die meisten Menschen blinzeln etwa 15 Mal in der Minute, ein Wimpernschlag dauert im Durchschnitt jedoch nur 100 bis 150 Millisekunden. Zusammengerechnet würden wir daher im Jahr immerhin neun Tage lang ununterbrochen blinzeln.“
Um die Auswirkungen des Blinzelns auf das Gehirn zu testen, entwickelten Davina Bristow und ihre Kollegen ein spezielles Experiment. Die Probanden bekamen lichtundurchlässige Brillen aufgesetzt und mussten sich in einen Tomographen legen, der ihre Gehirnaktivität mithilfe der funktionellen Magnetresonanz-Tomographie registrierte.
Für den eigentlichen Test nahmen die Probanden ein Glasfaserkabel in den Mund, über das die Forscher die Augen durch die Decke der Mundhöhle mit starkem Licht anstrahlten. Auf diese Weise bleib der Lichteinfall auf das Auge und den Sehnerv immer gleich stark, unabhängig davon, ob die Probanden die Augen geöffnet oder geschlossen hatten. Auf diese Weise konnten die Wissenschaftler beobachten, ob sich die Gehirnaktivität beim Blinzeln veränderte, obwohl der optische Reiz absolut konstant blieb.
Und tatsächlich: Es zeigte sich, dass die Gehhirnaktivität während des Blinzelns sowohl im visuellen Kortex als auch in Bereichen des Scheitel- und Stirnlappens deutlich verringert war – also genau in den Bereichen, die normalerweise aktiviert werden, wenn visuelle Objekte oder Ereignisse der Außenwelt bewusst wahrgenommen werden.
Diese „Pause“ der Sehzentren im Gehirn könnte auch erklären, warum wir unser eigenes Blinzeln nur selten wahrnehmen. “Wir würden es sofort merken, wenn unsere Außenwelt plötzlich dunkel werden würde, besonders, wenn es alle paar Sekunden passieren würde”, erklärt Bristow. „Aber wir sind uns nur selten unseres Blinzelns bewusst, obwohl es die Menge des ins Auge einfallenden Lichts ähnlich stark verringert.“
Die „pause“ sorgt offenbar dafür, dass unsere Sicht der Außenwelt ohne Dunkelunterbrechungen bleibt. „Das vorübergehende Unterdrücken von Gehirnregionen, die für die visuelle Wahrnehmung wichtig sind, könnte ein Mechanismus sein, der das Gehirn daran hindert zu bemerken, dass die Augenlider sich über die Pupille schieben und die Welt für einen winzigen Moment dunkel wird“, erklärt die Forscherin. Mit anderen Worten: unser Gehirn trickst sich selbst aus, damit wir unser Blinzeln nicht bemerken.
(University College, London (UCL), 26.07.2005 – NPO)