Erstmals haben Wissenschaftler ein komplettes, im Zellkern codiertes Gen eines Mammuts sequenziert, indem sie es aus seinen Bruchstücken zusammengesetzt haben. Diese hatten sie aus den Knochen eines vor ungefähr 43.000 Jahren gestorbenen Mammuts isoliert. Mit einer neu entwickelten Methode fanden die Forscher heraus, dass einige Mammuts in denen dieses Gen verändert war, sehr wahrscheinlich ein blondes Fell hatten. Über ihre Ergebnisse berichten sie in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift „Science“.
Nahezu 99 Prozent aller Arten, die je auf der Erde lebten, sind ausgestorben. Darüber wie sie lebten, aussahen und an ihre Umwelt angepasst waren, verraten ihre Fossilien nur wenig. Genetische Methoden, mit denen Wissenschaftler heute lebende Organismen charakterisieren, eignen sich kaum, um das Genom ausgestorbener Lebewesen zu analysieren. Denn die DNS beginnt sofort zu zerfallen, nachdem ein Organismus gestorben ist. Damit geht auch die gespeicherte Erbinformation verloren. Das Genom ausgestorbener Tiere zu entschlüsseln, ist daher bisher nicht gelungen.
In der neusten Ausgabe des Wissenschaftsmagazin Science beschreiben Wissenschaftler um Michael Hofreiter vom Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie und Torsten Schöneberg von der Universität Leipzig, wie sie aus einer Vielzahl kleiner DNS-Bruchstücke aus einem Mammutknochen ein komplettes Gen rekonstruierten. An verschiedenen Stellen verbesserten sie den Prozess, um große Mengen reiner DNS aus fossilen Knochen zu gewinnen.
Neue Vervielfältigungs-Methode
Die Leipziger Forscher verwendeten dabei mindestens 30 Mal mehr Knochensubstanz als üblich, um die DNS zu konzentrieren. Die vielen DNS-Bruchstücke die sie auf diese Weise erhielten, vervielfältigten sie parallel in der so genannten Zwei-Schritt-Multiplex-PCR. Dabei werden im ersten Schritt viele DNS-Fragmente gleichzeitig vervielfältigt und in einem zweiten Schritt jedes Bruchstück einzeln. Diese kürzlich entwickelte Technik, mit der sich alte DNS vervielfältigen lässt, optimierten die Wissenschaftler zusätzlich: Sie teilten jedes Bruchstück für den zweiten Schritt noch einmal in zwei kleinere Stücke und vervielfältigten diese separat. Diese Technik erwies sich als hoch effizient und ermöglichte es lange DNS Sequenzen relativ problemlos aus sehr vielen kurzen Stücken zu rekonstruieren.