Bei Gibbons gibt es deutliche Unterschiede im Lernverhalten zwischen den Geschlechtern, das haben Experimente jetzt gezeigt. Während Weibchen neue Situationen zögerlicher angingen, aber beim Werkzeuggebrauch deutlich von Vorerfahrungen profitierten, war dies bei den Männchen nicht der Fall. Sie lernten offenbar weniger gut aus vorherigen Versuchen. Wie die Forscher jetzt in der Fachzeitschrift „Animal Cognition“ berichten, könnte dies eine evolutionär bedingte Anpassung sein.
Experimente zum Werkzeuggebrauch von Affen gibt es inzwischen viele, die meisten von ihnen werden mit Schimpansen oder Bonobos durchgeführt und sollen Lernverhalten, Kooperation und ähnliche Verhaltensweisen erhellen. Widersprüchliche Ergebnisse gab es bisher allerdings in Versuchen, bei denen getestet werden sollte, inwieweit Affen von Vorübungen und Vorerfahrungen profitieren können. Während einige Studien deutliche Verbesserungen beobachteten, konnten andere dies nicht bestätigen.
Futter-Heranholen per Werkzeug
Ein Forscherteam der Universitäten von Abertay Dundee und Stirling in Schottland sowie Forscher des Gibbon Conservation Center in Santa Clara, Kalifornien, haben jetzt diese Diskrepanzen in Experimenten mit Gibbons zu klären versucht. In den Versuchen sollten 22 Gibbons beiderlei Geschlechts darauf kommen, ein rechenartiges Werkzeug einzusetzen, um Nahrung hinter einer Barriere hervorzuziehen.
Gemessen wurde dabei sowohl die Zeit, die die Affen benötigten, bis sie das Werkzeug aufnahmen, als auch die Zeit bis zur erfolgreichen Erlangung des Futters. Alle Gibbons waren zuvor nicht an Werkzeuggebrauch gewöhnt worden. Ein Teil der Tiere bekam jedoch die Gelegenheit, das Heranrechen von Objekten zu üben – ohne dafür allerdings mit Futter belohnt zu werden. Die Forscher achteten zusätzlich darauf, ob es im Lernverhalten Unterschiede zwischen den Geschlechtern gab.