Von wegen gesund: Das im eigenen Garten angebaute Obst und Gemüse kann stärker belastet sein als solches aus dem Supermarkt. Das zeigen erneut Stichprobentests im Rahmen einer Fernseh-Dokumentation des NDR. Sowohl die Bleigehalte als auch die Pestizidwerte waren im Test bei selbstangebautem Salat deutlich erhöht. Besonders belastet da bei: Gemüse aus Gärten an stark befahrenen Straßen und Salat, der gegen Blattläuse gespritzt wurde.
Was ist gesünder: Salat aus dem eigenen Garten oder aus dem Supermarkt? Um das herauszufinden, ließen Redakteure der NDR Dokumentation „Die Tricks mit Obst und Gemüse – was wir wirklich essen“ Stichprobentests durchführen. Dafür kauften sie sieben Kopfsalate aus Supermärkten und Discountern und sammelten zum Vergleich fünf Salate aus Kleingärten in und um Hamburg und brachten alle zur Analyse der Belastung in ein Labor.
Das erstaunliche Ergebnis: Die Kopfsalate aus dem Handel wiesen nur geringe Mengen Schwermetalle und Pestizide auf, alles im Rahmen der EU-Grenzwerte. Die Salate aus den Kleingärten hingegen waren teilweise so stark mit Schwermetallen belastet, dass sie in Supermärkten oder Discountern nicht verkauft werden dürften.
Bleiwerte teilweise stark erhöht
Vor allem die Bleibelastung war teilweise extrem hoch, wie das Magazin berichtet. Kopfsalate, die in Supermärkten und Discounter verkauft werden, dürfen maximal 0,3 Milligramm Blei pro Kilogramm enthalten, in drei von fünf getesteten Salaten aus den Kleingärten wurde dieser Wert jedoch überschritten. In einem Fall enthielt der Kopfsalat aus dem Garten sogar das 18-fache der erlaubten Menge Blei.
Für die Höhe der Belastung ist dabei die Lage des Gartens ganz entscheidend: Wer in der Nähe einer stark befahrenen Straße gärtnert, sollte Vorsichtsmaßnahmen treffen, rät Laura von Hoffen, Expertin für Umweltgifte von der Technischen Universität Berlin. Von einem Verzehr der belasteten Salate rät die Expertin dagegen dringend ab: „Solche hohen Mengen Blei regelmäßig aufzunehmen, ist schädlich. Man riskiert Nieren- oder Leberschäden.“
Hohe Rückstände bei Blattlausmitteln
Schon vor einiger Zeit hatte ein Experiment des NDR-Magazins „Markt“ zudem ergeben, dass auch die häufig gegen Blattläuse im eigenen Garten eingesetzten Insektizide gesundheitsschädliche Rückstände hinterlassen können. Die frei im Baumarkt erhältlichen Mittel mit den Wirkstoffen Thiacloprid und Acetampirid sollen laut Hersteller ungefährlich für Bienen sein und nach eingehaltener Wartezeit zwischen Spritzen und Ernte auch für den Menschen nicht mehr gesundheitsschädlich sein.
Beide Insektizide aber gehören zur Gruppe der Neonicotinoide – den Pestiziden, von denen inzwischen sehr wohl bekannt ist, dass sie das Nervensystem der Bienen und Hummeln schädigen und über die Nahrungskette zum Schwund von Singvögeln beitragen können.
Für das Experiment wurden zwei Blattlausmittel mit den Wirkstoffen Thiacloprid und Acetampirid nach Packungsangaben angemischt und auf Salat gespritzt. Nach Ablauf der vom Hersteller angegebenen Wartezeit von einer Woche wurde der Salat geerntet und im Labor auf Pestizidrückstände hin untersucht. Das Ergebnis: Der mit Thicloprid gespritzte Salat enthielt noch immer rund sechs Milligramm pro Kilogramm – als gesetzlicher Grenzwert gilt zwei Milligramm pro Kilogramm. Trotz vorschriftsmäßiger Nutzung und Einhaltung der Wartezeiten ist damit deutlich mehr Pestizid auf dem Salat als erlaubt und gesund. Beim zweiten Wirkstoff Acetampirid wurden die Grenzwerte mit 2,8 mg/kg nur leicht überschritten. Dennoch raten Experten vom Gebrauch solcher Spritzmittel dringend ab.
NDR Dokumentation „Die Tricks mit Obst und Gemüse – was wir wirklich essen“, Montag, 18. August, um 21.00 Uhr.
(NDR, 18.08.2014 – NPO)