Blinde Passagiere: Die Ausbreitung verschleppter Tierarten hängt heute nur vom menschlichen Handelsverkehr und vom Klima ab. Frühere Barrieren wie Meere und Gebirge spielen dagegen kaum eine Rolle mehr, wie Forscher anhand am Beispiel von Schnecken herausgefunden haben. Sie befürchten, dass sich angesichts der zunehmenden Globalisierung die Ökosysteme der Erde nach und nach völlig vereinheitlichen könnten. Im Fachmagazin „Science“ fordern sie darum mehr Maßnahmen gegen eingeschleppte Arten.
Meere und Gebirge wirken seit Jahrmillionen als Barrieren für Tiere und Pflanzen – auf diesem Wege haben sich auf weit voneinander entfernten Inseln und Kontinenten voneinander getrennte, völlig unterschiedliche Ökosysteme mit ihrer jeweils eigenen Flora und Fauna entwickelt. Doch mit zunehmendem weltweiten Handel und Tourismus verschleppt der Mensch viele Tier- und Pflanzenarten über den ganzen Globus, von Ratten auf abgelegenen Pazifikinseln bis zu Muscheln, die in Ballasttanks von Frachtschiffen um die ganze Welt reisen.
Besonders in den letzten Jahren hat diese Entwicklung rasant zugenommen. Wissenschaftler befürchten, dass sich so die Ökosysteme unseres Planeten auf lange Sicht völlig vereinheitlichen könnten: Wenn eingeschleppte Arten die einheimischen bedrohen und sich weltweit die erfolgreichsten Arten durchsetzen, sehen irgendwann alle Kontinente mehr oder weniger gleich aus.
Globale Analyse mit gewechselter Perspektive
Allerdings ist dieses Phänomen bisher immer nur an einzelnen Beispielen vor Ort untersucht worden. Global ansetzende Studien zu dieser Annahme fehlen bislang. Ein Forscherteam um Henrique Miguel Pereira vom Deutschen Zentrum für Integrative Biodiversitätsforschung in Leipzig will das nun ändern.