Schweizer Wissenschaftler haben eine neue Funktion des als Glückshormon bekannten Serotonins entdeckt. Wie sie in der Fachzeitschrift „Cancer Research“ berichten, fördert das Serotonin durch die Beeinflussung der Tumorgefäße das Wachstum von Dickdarmkrebs.
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Das Hormon Serotonin erfüllt verschiedenste Aufgaben im menschlichen Organismus – es überträgt Signale im Gehirn, unterstützt die Verdauung und ist an der Regulation des Blutdrucks im Herz-Kreislaufsystem beteiligt. Serotonin wird überwiegend in den Blutplättchen gespeichert. Diese verteilen es im gesamten Körper und setzen den Botenstoff bei Bedarf in den verschiedenen Organen frei.
Erfolge im Tierversuch
Forscher um Professor Pierre-Alain Clavien von der Universität Zürich und vom Universitätsspital haben nun in ihrer neuen Studie das Wachstum von Dickdarmkrebs bei Mäusen untersucht, deren Blutplättchen kein Serotonin enthielten.
„Wir konnten zeigen, dass die Tumoren wesentlich langsamer wuchsen als bei Kontrolltieren mit gewöhnlichen Blutplättchen“, erklärt Clavien. Normalisierten die Wissenschaftler den Serotoningehalt, wuchsen die Dickdarmtumoren wieder genauso schnell wie bei den Kontrolltieren.
Anhand weiterer Untersuchungen stellten die Forscher fest, dass Serotonin – über eine Wechselwirkung mit den in den Tumoren enthaltenen Fresszellen (Makrophagen) – die Gefäßneubildung im Dickdarmkrebs fördert.
Überlebenschancen verbessern
Der Dickdarmkrebs ist der dritthäufigste bösartige Tumor in den industrialisierten Ländern. Bei fortgeschrittenem Leiden schließt sich der Operation eine Chemotherapie an, die das Wachstum der im Körper verbliebenen Krebszellen hemmt.
„Obwohl die Behandlung in den letzten Jahrzehnten durch die Entwicklung neuer Medikamente verbessert werden konnte, bleibt das Langzeitüberleben schlecht“, sagt Clavien. „Aus diesem Grund sind die neuen Erkenntnisse über die Schlüsselrolle des Serotonins äußerst wichtig.“
Der Botenstoff stellt nun einen viel versprechenden neuen Angriffspunkt für die Prävention und Behandlung des Dickdarmkrebses dar. So könnte eine Therapie mit bereits verfügbaren und zurzeit anderweitig eingesetzten Serotonin hemmenden Substanzen das Langzeitüberleben verbessern.
(idw – Universität Zürich, 25.06.2008 – DLO)