Statt Anti-Brumm & Co: In Kleidung eingewebte Graphenfilme könnten in Zukunft vor Mückenstichen schützen. Wie eine Studie zeigt, wehrt das Material die Blutsauger wirkungsvoll ab – und zwar auf zweifache Weise. Denn die Graphenfilme bilden nicht nur eine physikalische Barriere. Sie verhindern offenbar auch, dass die Insekten Schweiß und andere Signalstoffe wahrnehmen. Als Folge versuchen sich die Mücken gar nicht erst an einer Blutmahlzeit.
Graphen hat sich in den vergangenen Jahren zunehmend einen Namen als „Wundermaterial“ gemacht. Das ultradünne Gitter aus Kohlenstoffatomen ist leitfähig, flexibel und gleichzeitig extrem stabil. Wegen dieser Eigenschaften gilt Graphen vor allem als vielversprechender Kandidat für technische Anwendungen wie faltbare Bildschirme oder tragbare Elektronik in Kleidung. Doch das Material kann noch mehr: Es eignet sich unter anderem hervorragend zum Haarefärben, könnte Kondome dünner machen und archäologische Artefakte vor Korrosion schützen.
Forscher um Cintia Castilho von der Brown University in Providence haben nun eine weitere Anwendungsmöglichkeit aufgedeckt: Graphen als Schutz gegen Mückenstiche. „Mücken sind wichtige Krankheitsüberträger und es besteht ein großes Interesse an nicht chemischen Abwehrstrategien“, erklärt Castilhos Kollege Robert Hurt.

Barriere für den Insektenrüssel?
Die Wissenschaftler arbeiteten gerade an Graphen-haltigen Textilien, die vor giftigen Chemikalien schützen sollten, als sie auf die entscheidende Idee kamen. „Wir dachten uns, dass Graphen auch eine wirksame Barriere für den Rüssel von Stechmücken darstellen könnte“, berichtet Hurt. Ob dies stimmt, testete das Forscherteam mit 100 Gelbfiebermücken (Aedes aegypti) und einer Reihe freiwilliger Probanden.