Schwerer Schlag für das Weltnaturerbe: Das Great Barrier Reef hat in diesem Jahr die bisher schwerste Korallenbleiche überhaupt erlebt. Im nördlichen Riffteil sind in den letzten Monaten bis zu 83 Prozent aller Korallen abgestorben, wie australische Forscher berichten. Gerade dieses Gebiet halt bisher als besonders unberührt und gut erhalten. Im Süden und der Mitte des Riffs sind die Schäden deutlich geringer.
Es ist das größte Korallenriff der Erde und ein UNESCO Weltnaturerbe: Das Great Barrier Reef vor der Ostküste Australiens ist ein einzigartiges Biotop – und akut bedroht. Denn die Erwärmung, eine zunehmende Verschmutzung des Meeres durch australische Kohlehäfen und eine Massenvermehrung von gefräßigen Seesternen machen den Korallen zu schaffen. Bereits 2012 stellten Forscher fest, dass das Riff die Hälfte seiner Korallen verloren hat. 2015 war die Lage so gravierend, dass die UNESCO Australien eine Frist setzte, um die Verschmutzung in den Griff zu bekommen.
Bis zu 83 Prozent der Korallen abgestorben
Jetzt gibt es erneut schlechte Nachrichten vom größten Korallenbauwerk der Erde: Forscher des Australian Research Council (ARC) melden, dass das Great Barrier Reef in diesem Jahr das bisher schwerwiegendste Korallensterben erlebt hat. In einem 700 Kilometer langen Gebiet im Norden des Riffs sind im Durchschnitt 67 Prozent der Korallen zugrunde gegangen, lokal reichen die Verluste bis zu 83 Prozent.
„Die meisten Verluste im Jahr 2016 treffen ausgerechnet den nördlichen, noch unberührtesten Teil des Great Barrier Reefs“, berichtet Terry Hughes vom ARC Centre of Excellence for Coral Reef Studies. „Dieses Gebiet war bei den zwei früheren Korallenbleichen von 1998 und 2012 mit geringen Schäden davongekommen, wurde diesmal aber besonders stark betroffen.“
Symbionten ausgespuckt
Die Korallenbleiche kommt zustande, weil die Korallen bei Stress durch zu warmes Wasser oder eine Wasserverschmutzung ihre Algen-Symbionten abstoßen. Wie dies vor sich geht, haben Forscher erst vor wenigen Monaten erstmals beobachten können. Die einzelligen Algen leben normalerweise im Korallenkörper und liefern den Tieren durch ihre Fotosynthese Zucker und andere Nährstoffe.
Die meiste tropischen Korallen können nur wenige Tage ohne ihre Symbionten überleben. Verbessern sich die Bedingungen daher nicht schnell wieder, bleiben sie bleich und sterben. Genau dies ist nun in großen Teilen des Great Barrier Reefs geschehen. Die Wissenschaftler schätzen, dass es zehn bis 15 Jahre dauern könnte, bis sich die Riffe wieder allmählich von den Verlusten erholen – wenn nicht eine erneute Bleiche dazwischenkommt.
Südteil des Riffs entging der Bleiche
„Die gute Nachricht ist, dass die südlichen zwei Drittel des Riffs mit geringeren Schäden davongekommen sind“, sagt Andrew Baird vom ARC. Die meisten Korallen dort erholten sich nach einem kurzzeitigen Bleichen wieder. „In der zentralen Region starben im Durchschnitt sechs Prozent der Korallen, im Süden nur ein Prozent.“
Ein weiterer Hoffnungsschimmer ist ein Gebiet im Nordosten des Riffs, auf der von Australien abgewandten Seite. Dort war der Korallenverlust mit bis zu 35 Prozent etwas geringer als im Rest des nördlichen Teils. „Wir haben dort einen Korridor von Riffen gefunden, die wahrscheinlich durch das Aufsteigen kühleren Wasser am Rand des Kontinentalschelfs vor dem Hitzestress geschützt wurden“, so Baird.
(James Cook University, 30.11.2016 – NPO)