Beutezug der Superlative: Vor der norwegischen Küste haben Ozeanografen den bislang größten Fressrausch der Ozeane beobachtet. Als ein riesiger Schwarm sardellengroßer Lodden auf einen Schwarm räuberischer Kabeljaue traf, verputzten Letztere über zehn Millionen der kleinen Beutefische – und das innerhalb weniger Stunden. Solche massiven Beutezüge könnten in Einzelfällen ganze Fischpopulationen an den Rand der Vernichtung bringen, wie das Team berichtet.
Viele Fische bewegen sich in großen Schwärmen fort, um Schutz vor Räubern zu suchen. Innerhalb der Schwärme gibt es sogar „Verkehrsregeln“: Um nicht miteinander zu kollidieren, koordinieren die Fische ihre Bewegungen ähnlich wie Autofahrer im Stau auf der Autobahn. Doch manchmal werden ihre perfekten Schwarmformationen den Fischen auch zum Verhängnis, weil sie Meeresräuber dadurch erst recht auf sich aufmerksam machen.
Glockenkonzert der Fische
Eine besonders fatale Begegnung zwischen Fischschwarm und Räubern haben Ozeanografen um Shourav Pednekar vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) vor der norwegischen Küste beobachtet. Eigentlich wollten sie dort nur eine neue Akustik-Technologie testen, die Schallwellen ins Meerwasser aussendet und das Muster jener Wellen analysiert, die von Fischen zurückgeworfen werden.
Um herauszufinden, welche Fischarten sich gerade rund um das Boot befinden, gibt es einen ungewöhnlichen Trick. „Fische haben Schwimmblasen, die wie Glocken schwingen“, erklärt Seniorautor Nicholas Makris. Diese Resonanzschwingungen sind je nach Fischart und Größe ihrer Schwimmblase verschieden: „Kabeljaue haben große Schwimmblasen, die eine tiefe Resonanz haben, wie eine Big-Ben-Glocke, während Lodden winzige Schwimmblasen haben, die wie die höchsten Töne eines Klaviers klingen“, so Makris.