Rekord-Riesengenom: Mit einer Länge von 90 Milliarden Basenpaaren ist das frisch entschlüsselte Genom des Südamerikanischen Lungenfisches das größte im gesamten Tierreich. Das Erbmaterial dieses „lebenden Fossils“ ist demnach doppelt so groß wie das des bisherigen Rekordhalters – des Australischen Lungenfischs – und 30 Mal so groß wie das menschliche Genom. Die umfangreichen genetischen Informationen könnten nun mehr über den ersten Landgang und den gemeinsamen Vorfahren aller heutigen Landwirbeltiere verraten.
Das Leben auf der Erde ist im Wasser entstanden, doch dort blieb es nicht. Nachdem Einzeller, Pflanzen und Gliederfüßer es vorgemacht hatten, wagte sich vor 420 bis 360 Millionen Jahren auch ein fischähnliches Wirbeltier zum ersten Mal an Land. Aus ihm sollten sich alle heutigen Landwirbeltiere entwickeln: vom Frosch über die Amsel bis hin zum Menschen. Tatsächlich leben mit den Lungenfischen auch heute noch enge Verwandte dieses Ur-Ahns. In der DNA dieser urtümlichen Schwimmer schlummern daher wertvolle Informationen über die Zeit des ersten Landgangs.

Mehr Amphibie als Fisch
Heute existieren noch drei Linien von Lungenfischen: eine in Afrika (Protopteridae), eine in Südamerika (Lepidosiren paradoxa) und eine in Australien (Neoceratodus forsteri). Das Erbgut der australischen Linie ist bereits im Jahr 2021 komplett entschlüsselt worden. Die Genetiker fanden darin überraschenderweise mehr Ähnlichkeiten zu Amphibien und anderen Landwirbeltieren als zu Fischen.
Diese Ähnlichkeiten betreffen zum Beispiel die Zahl und das räumliche und zeitliche Expressionsmuster von Genen, die mit der Entwicklung von Lungen, gelenkigen Gliedmaßen und mit der Erkennung von Gerüchen in der Luft in Verbindung stehen. Außerdem stellte sich das Genom des Australischen Lungenfisches als riesig heraus: Mit einer Länge von 43 Milliarden Basenpaaren ist es 14 Mal größer als das des Menschen und war bis vor kurzem das größte je entschlüsselte Tiergenom.