Französischer Riese: In Nordfrankreich haben Paläontologen das Fossil eines bislang unbekannten, sechs Meter langen Meeres-Raubsauriers entdeckt. Allein der Kopf des Lorrainosaurus getauften Tieres war 1,30 Meter lang. Das fleischfressende Reptil lebte bereits vor 170 Millionen Jahren in den Meeren Westeuropas und gilt damit als erste bekannte Riesenform innerhalb der Gruppe der räuberischen Pliosaurier. Der Lorrainosaurus begründete somit eine 80 Millionen Jahre andauernde Linie von marinen Spitzenprädatoren.
Zur Zeit der Dinosaurier waren auch die Meere von großen Reptilien bevölkert. Neben langhalsigen Plesiosauriern und delfinähnlichen Ichthyosauriern lebten dort die räuberischen Pliosaurier mit ihren großen Schädeln und kräftigen Kiefern. Sie gelten als prähistorisches Äquivalent zum Killerwal und konnten über zehn Meter lang werden. Auf ihrem Speiseplan standen neben Kopffüßern und Fischen auch andere Meeresreptilien.
Wann übernahmen Pliosaurier die Herrschaft?
Die Pliosaurier tauchten bereits vor mehr als 200 Millionen Jahren zum ersten Mal auf, lebten aber zunächst im Schatten anderer mariner Raubtiere. Die frühen Formen waren meist noch eher klein und auch die robusten, großen Schädel und Kiefer waren noch nicht so deutlich ausgeprägt. Erst an der Grenze vom frühen zum mittleren Jura vor etwa 175 bis 171 Millionen Jahren stiegen die Pliosaurier gängiger Theorie nach zu Spitzenprädatoren der Meere auf.
Doch bislang gab es keine eindeutigen fossilen Beweise für diesen evolutionären Umbruch. Daher blieben Zeit und Art des Pliosaurier-Aufstiegs umstritten. Paläontologen um Sven Sachs vom Naturkunde-Museum Bielefeld haben nun fossile Pliosaurier-Überreste näher untersucht, die im Nationalmuseum für Naturgeschichte Luxemburg archiviert sind. Dabei sind sie auf eine Überraschung gestoßen.