Neurobiologie

Halten Kreuzworträtsel das Gehirn fit?

Rätselspiele könnten die kognitive Leistungsfähigkeit womöglich doch steigern

Regelmäßige Wortknobeleien könnten die geistige Leistungsfähigkeit trainieren. © Julia Sudnitskaya/ iStock.com

Effektiver als gedacht? Kreuzworträtsel und Co eignen sich womöglich doch fürs Gehirnjogging. Eine Studie zeigt: Wer im Alltag regelmäßig knobelt, schneidet in Tests zur kognitiven Leistungsfähigkeit besser ab. Teilweise scheint das Rätseln das Gehirn dabei gleich um mehrere Jahre zu verjüngen. Ob es sich bei dieser Beobachtung jedoch tatsächlich um einen kausalen Zusammenhang handelt, müssen nun weitere Untersuchungen bestätigen.

Kreuzworträtsel, Sudokus oder spezielle Gehirnjogging-Programme sollen gegen den geistigen Abbau helfen und die kognitive Leistungsfähigkeit bis ins hohe Alter hinein steigern. Denn damit das Gehirn fit bleibt, muss es regelmäßig gefordert werden – so die gängige Begründung. Doch wie effektiv solche Denk- und Knobelspiele wirklich sind, ist umstritten.

Während einige Studien dem Gehirnjogging zum Beispiel in Bezug auf die Demenz-Vorbeugung positive Effekte zuschreiben, gibt es auch viele gegenteilig lautende Stimmen. Kritiker meinen: Die Methode halte nicht, was sie verspreche. Eine neue Untersuchung scheint nun jedoch erneut das Lager der Gehirnjogging-Befürworter zu unterstützen.

Denkvermögen im Test

Für ihre Studie haben Keith Wesnes von der University of Exeter und seine Kollegen den Zusammenhang zwischen dem Lösen von Kreuzworträtseln oder anderen Worträtselspielen und der geistigen Leistungsfähigkeit untersucht. 17.000 gesunde Menschen im Alter von 50 Jahren oder mehr nahmen dafür an einer Online-Untersuchung teil.

Die Wissenschaftler befragten die Probanden zunächst, wie häufig sie sich im Alltag mit solchen Rätseln beschäftigen. Anschließend ließen sie sie Tests lösen, die Aufschluss über grundlegende Aspekte der Gehirnfunktion wie Aufmerksamkeit, logisches Denken und Erinnerungsvermögen geben können.

Wer selten rätselt, brauchte im Test zum Beispiel für grammatikalische Logikaufgaben deutlich länger. © University of Exeter

Rätselfans schneiden besser ab

Das Ergebnis offenbarte: Je öfter die Teilnehmer Kreuzworträtsel und Co lösten, desto besser schnitten sie beim Gehirntest ab. „Wir haben eine direkte Verbindung zwischen dem Kreuzworträtsel-Gebrauch und der kognitiven Leistungsfähigkeit beobachtet“, berichtet Wesnes. „Die Leistung derjenigen, die regelmäßig solche Rätsel lösen, war in allen Bereichen deutlich besser – und sie steigerte sich stufenweise mit der Häufigkeit des Rätselns.“

Bei einigen getesteten Fähigkeiten schien das Knobeln das Gehirn dabei gleich um etliche Jahre zu verjüngen, wie das Team kalkulierte. Demnach schnitten Rätselfans bei grammatikalischen Logikaufgaben, bei denen es auf Schnelligkeit ankommt, sowie in Sachen Kurzzeitgedächtnis ähnlich gut ab, wie es üblicherweise Menschen tun, die zehn Jahre jünger sind.

Vorbeugen gegen Demenz?

Der Zusammenhang ist da – ob Kreuzworträtsel jedoch tatsächlich die Hirnfunktion verbessern, sei damit noch nicht bewiesen, betonen die Forscher. Endgültig klären sollen diese Frage nun klinische Studien. Dabei interessiert Wesnes und seine Kollegen auch, ob die Worträtselspiele Gedächtnisverlusten im Alter und Erkrankungen wie Alzheimer vorbeugen können.

„Wir wissen, dass der Lebensstil die Entwicklung von Demenzerkrankungen beeinflusst“, sagt Doug Brown von der britischen Alzheimer’s Society. „Es ist daher von entscheidender Bedeutung, zu verstehen, welche Faktoren wirklich einen Unterschied machen und helfen, das Gehirn gesund zu halten.“

„Bis der Nutzen von Rätselspielen geklärt ist, können wir unser persönliches Risiko in der Zwischenzeit zum Beispiel verringern, indem wir körperlich aktiv bleiben“, ergänzt der Forscher. Denn im Gegensatz zum Gehirnjogging ist der Effekt anderer Tätigkeiten auf das Gehirn bereits anerkannt. So zeigen Studien zum Beispiel, dass Sport, Tanzen und soziale Kontakte den Geist fit halten können. (Alzheimer’s Association International Conference, 2017)

(University of Exeter, 18.07.2017 – DAL)

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