Nicht verengte Blutgefäße, sondern eine veränderte Aktivität von Nervenzellen im Gehirn ist der Auslöser einer Migräne-Attacke. Das belegt jetzt eine Studie deutscher Forscher. Sie stellten fest, dass das Trigeminus-System, ein Nervenbereich, der mit Gefühl und Schmerz im Gesicht und Kopf korreliert ist, schon vor dem Beginn eines Migräneanfalls deutlich aktiver wurde. Wie die Forscher im „Journal of Neuroscience“ berichten, lassen sich mit der gesteigerten Aktivität sogar Migräneanfälle voraussagen.
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Etwa elf von 100 Menschen leiden unter Migräne, einer Kopfschmerzerkrankung, die oft mit Übelkeit, Erbrechen und Lichtempfindlichkeit einhergeht. Pro Tag, so schätzen Experten, treten etwa 350.000 Migräneanfälle in Deutschland auf. Früher dachte man, dass Migräne unter anderem durch Veränderung in den Blutgefäßen ausgelöst wird. Eine Studie unter Leitung von Arne May, Präsident der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG), hat dies nun jedoch widerlegt.
„Migräne ist ein wiederkehrender Zustand mit starken Aktivitätszyklen im Gehirn“, erklärt May. Diese Zyklen konnten die Forscher mittels funktioneller Kernspintomographie nun erstmals beobachten. Sie stellten fest, dass die Hirnaktivitäten des trigeminalen Schmerzzentrums bei Migränepatienten stark mit dem Abstand der neuen Migräneattacke korreliert sind.
Trigeminus-Aktivität schon Tage im Voraus verstärkt
Im Rahmen der Studie untersuchten die Forscher 20 Patienten mit Migräne und 20 Patienten ohne Migräne. Dabei setzten sie wohlriechendes Rosenöl und stechendes Ammoniak ein, um die Nerven im Trigeminus-System, das im Gehirn Schmerz vermittelt, zu stimulieren. Es zeigte sich, dass bei Patienten der Migräne-Gruppe, obwohl sie kopfschmerzfrei waren, die Nervenzellen im Trigeminus-System weniger auf den Ammoniakgeruch reagierten als bei den gesunden Probanden. Allerdings steigerte sich die Nervenzellaktivität dramatisch, je näher eine Migräne-Attacke kam.
Beginn der Therapie schon vor Anfallsbeginn
Das spiegelt sich auch sehr gut in der klinischen Erfahrung vieler Patienten, dass sich der Migräneanfall zum Teil bereits Tage vorher ankündigt, zum Beispiel durch Veränderung der Laune, Heißhunger, Gähnen und andere Symptome. „Hier sollten Patienten schon mit einer medikamentösen Therapie oder Alternativtherapien, wie zum Beispiel Progressiver Muskelentspannung, beginnen“, so May. Damit sei es möglich, die Stärke des tatsächlichen Migräneanfalls zu minimieren oder sogar zu verhindern.
In der eigentlichen Kopfschmerzattacke fiel dann die Aktivität in diesem Areal wieder ab, was bedeutet, dass man erstmals den „Motor“ für die Schmerzattacken darstellen kann, der auch erklärt, wann die Attacken beginnen und wieder enden, und warum die Migräne eine zyklische Erkrankung ist.
(Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft, 11.02.2011 – NPO)