Die Stimme sagt eine Menge über einen Menschen aus: Alter und Geschlecht lassen sich beispielsweise gut heraushören – und wie es scheint, auch die Körpergröße. Amerikanische Wissenschaftler zeigten in einem Experiment, dass Zuhörer allein anhand der gehörten Stimme die Sprecher zuverlässig nach ihrer Körpergröße ordnen konnten. Dieses Phänomen könnte aufgrund von Resonanztönen in den Atemwegen zustande kommen. Eine Studie mit diesem Ergebnis präsentierten die Forscher auf einer Fachtagung in San Francisco.
In ihrem Experiment zeichneten Wissenschaftler um John Morton von der Washington University in St. Louis gesprochene Sätze unterschiedlich großer Menschen auf. Diese Aufnahmen spielten sie den Teilnehmern der Studie vor. In der ersten Runde galt es lediglich, den größeren von zwei Sprechern zu bestimmen. Im zweiten Teil des Experiments sollten die Teilnehmer dann fünf verschiedene Stimmen nach der vermuteten Körpergröße anordnen.
Keine Geschlechtsunterschiede
Das Ergebnis war bemerkenswert: in rund 62 Prozent der Fälle konnten die Teilnehmer des Experiments die Stimmen treffend nach der Größe anordnen. Das liegt deutlich über dem Wert für reine Zufallstreffer. Geschlechtsunterschiede traten dabei nicht auf, sowohl Männer als auch Frauen konnten über beide Geschlechter gleichermaßen genaue Angaben machen.
Als Erklärung führen die Wissenschaftler sogenannte subglottale Resonanzen an. Dabei handelt es sich um Töne, die beim Sprechen in den unteren Atemwegen entstehen. Diese sind abhängig von der Körpergröße eines Menschen. Psychologe Morton vergleicht den Effekt mit dem Blasen über eine Glasflasche: Je weniger Flüssigkeit in der Flasche ist, desto tiefer klingt der Ton. Genauso werden die subglottalen Resonanzen bei größeren Menschen tiefer.
Maskierte Resonanzen tragen zum Gesamtklang bei
Diese zusätzlichen Töne sind nur schwer gezielt auszumachen, sie werden bei gesprochenen Worten von anderen Stimmklängen gewissermaßen maskiert. Ganz wie die Hintergrundtöne und Oberschwingungen bei einem Musikstück in einem Orchester tragen sie jedoch offensichtlich deutlich zum Gesamtklang der Stimme bei.
Der erkennbare Zusammenhang zwischen Stimme und Körpergröße hat auch Bedeutung für kriminalistische Untersuchungen. Wenn „Ohrenzeugen“ in ihrer Aussage angeben, eine Stimme habe sich „groß angehört“, ist das offenbar eine vertrauenswürdige Aussage, versichert Morton.
(American Institute of Physics, 04.12.2013 – AKR)