Biologie

Hund sieht seine Besitzer als Ersatzeltern

Für Kleinkinder typischer Effekt zeigt sich auch beim Haustier

Hund und Mensch sind eng miteinander verbunden © Fotolia/ Bettina Kuß

Das der Hund der sprichwörtlich beste Freund des Menschen ist, ist nichts Neues. Jetzt aber zeigt sich: Für den Hund sind wir tatsächlich eine Art Mutter- oder Vater-Ersatz. Denn ähnlich wie Kleinkinder sich in Anwesenheit ihrer Eltern sicherer fühlen und daher ihre Umwelt unbekümmerter erkunden, tun dies auch Hunde. Das zeigt ein Experiment Wiener Forscher. Die Hunde waren deutlich motivierter, eine Futteraufgabe zu lösen, wenn ihre Besitzer anwesend waren. Alleingelassen oder in Gegenwart Fremder verloren sie dagegen bald die Lust am Spiel, so die Forscher im Fachmagazin „PloS ONE“.

Kleine Kinder benötigen den Rückhalt ihrer Eltern, dies macht sich unter anderem im sogenannten „Sichere Basis-Effekt“ bemerkbar: Ist ihre Bezugsperson anwesend, gibt sie den Kindern Sicherheit beim Erkunden ihrer Umwelt. “Die Bindung eines Säuglings an seine Bezugsperson ist eine evolutionär verankerte Reaktion, die das Überleben des noch unselbständigen Kleinkindes sichert“, erklärt Lisa Horn von der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Dieser Effekt macht sich nicht nur im täglichen Leben, sondern auch beim Lösen von kognitiven Aufgaben bemerkbar.

Für viele Menschen ist der Hund eine Art Kindersatz – und das Verhalten beider hat viele Parallelen zur Eltern-Kind-Beziehung. Horn und ihre Kollegen haben sich daher die Frage gestellt, ob die Ähnlichkeit möglicherweise so weit geht, dass auch beim Hund dieser Sichere Basis-Effekt auftritt. Um das zu prüfen, testen die Forscher, wie sich die An- oder Abwesenheit von Herrchen oder Frauchen auf das Erkundungs- und Spielverhalten, aber auch auf die Problemlösungskompetenz des Hundes auswirkt.

Keine Lust mehr ohne Herrchen oder Frauchen

An der Studie nahmen 30 Hunde und ihre Besitzer teil. In einem ersten Experiment befüllten die Forscher verschiedene Hundespielzeuge mit einer Futterbelohnung. Die Hunde mussten dann ausprobieren, wie sie durch Manipulation des Spielzeugs mit der Schnauze oder den Pfoten an das Futter herankamen. In einigen Durchgängen war dabei ihr Besitzer anwesend und ermutigte sie verbal, in anderen blieb er neutral oder war gar nicht im Raum.

Das Ergebnis: War ihre Bezugsperson nicht im Raum, waren die Hunde deutlich weniger motiviert, sich das Futter zu erarbeiten. Sie gaben schneller auf. War ihr Herrchen oder Frauchen dagegen im Raum, reichte dessen bloße Anwesenheit. Ob der Hundebesitzer dabei still blieb oder sie anfeuerte, spielte kaum eine Rolle für ihren Erfolg und ihre Ausdauer.

Funktioniert nicht mit Fremden

Dass dabei tatsächlich die vertraute Person des Besitzers das Entscheidende war, belegte ein zweiter Versuch. Bei diesem tauschten die Forscher in einigen Durchgängen den Besitzer gegen eine fremde Person aus. Die Hunde ließen sich davon jedoch nicht beeindrucken und ignorierten die fremde Person weitestgehend. Bei den Futterspielen waren sie währenddessen genauso schnell entmutigt wie in den Tests, in denen sie allein im Raum waren. Eine fremde Person konnte dem Hund demnach nicht die gleiche Sicherheit und daraus folgende Motivation zu spielen und zu erkunden bieten, wie der eigene Besitzer, so die Schlussfolgerung der Forscher.

„Unsere Studie ist die erste, die zeigt, dass auch erwachsenen Hunden die Anwesenheit ihrer Bezugsperson Sicherheit in der Interaktion mit ihrer Umwelt geben kann, ähnlich wie bei menschlichen Kindern“, erklärt Horn. Warum sich allerdings erwachsene Hunde in dieser Hinsicht wie Kleinkinder verhalten, sei noch ungeklärt. „Wie sich dieses Verhalten bei den Hunden entwickelt hat, ist eine interessante Frage für zukünftige Forschungsprojekte, bei denen wir planen, Hunde und Kinder direkt zu vergleichen“, so die Forscherin. (PloS ONE 2013; doi: 10.1371/journal.pone.0065296)

(Veterinärmedizinische Universität Wien, 24.06.2013 – NPO)

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