Durchschaut: Hunde können erkennen, ob wir sie absichtlich in die Irre führen oder selbst einer Täuschung unterliegen. Sie gehören damit zu den wenigen Tieren, die sich in dieser Form in die Gedankenwelt anderer hineinversetzen können, wie ein Experiment belegt. Dabei folgten die Hunde einem falschen Fingerzeig auf verstecktes Futter eher, wenn der Mensch selbst glaubte, das Futter läge noch dort. Überraschenderweise war dies aber bei einer Hunderasse, den Terriern, umgekehrt.
Hunde sind perfekt an ihr leben mit uns Menschen angepasst: Sie erkennen unseren Gesichtsausdruck, folgen unseren Blicken, deuten unseren Tonfall und verstehen sogar unsere Sprache – zumindest in Form einiger Wörter. Zudem können die Vierbeiner in gewissem Maße erraten, was ein Mensch weiß oder nicht: War er bei einer Aktion nicht im Raum, begreifen sie, dass er eher „unwissend“ ist. Diese Fähigkeit, sich in andere hineinzuversetzen – Theory of Mind genannt – entwickelt sich selbst bei menschlichen Kindern erst mit etwa vier Jahren.

Der False-Belief-Test
Wie weit dieses Sich-Hineinversetzen reicht und welche Konsequenzen die Hunde für ihr Verhalten daraus ziehen, haben nun Lucrezia Lonardo von der Veterinärmedizinischen Universität Wien und ihre Kollegen mit einem sogenannte „False-Belief-Test“ untersucht. Für die Studie ließen sie gut 200 Hunde verschiedener Rassen dabei zusehen, wie eine Experimentatorin zunächst ein Futterstück unter einem von zwei Behältern versteckte. Kurz darauf wechselte sie das Versteck zum anderen Behälter.
Eine zweite Person beobachtete entweder nur das erste Verstecken oder war auch Zeugin des Wechsels. Im nächsten Schritt zeigte sie mit einer Geste auf den jeweils leeren Behälter – als ob sie den Hunden die Lage des Futters zeigen wollte. In einem Fall war dies ein bewusste Irreführung (True Belief) im zweiten aber ein Irrtum, der auf den Annahmen der Beobachterin beruhte: Weil sie den Wechsel nicht gesehen hatte, musste sie annehmen, dass das Futter noch unter Behälter A lag.