Biologie

Hunde begreifen neue Wörter anders als wir

Border Collie verbindet den Namen eines Objekts mit dessen Größe und nicht mit der Form

Wortzuordnung beim Hund. Ist die Form entscheidend? © Sally Smith

Hunde lernen neue Wörter anders als wir Menschen: Hören Kinder eine neue Bezeichnung für einen Gegenstand, merken sie sich als erstes die typische Form dieses Objekts. Sie schließen daraus beispielsweise, dass ein Ball immer rund ist. Hunde dagegen orientieren sich vor allem an der Größe, teilweise auch an der Textur eines Objekts, wie Tests britischer Forscher ergaben. Hatte der Border Collie Gable einmal gelernt, dass ein gebogenes, weiches Spielzeug einer bestimmten Größe „Dax“ hieß, waren für ihn auch andere, gleichgroße Objekte ein Dax – selbst wenn ihre Form deutlich vom Vorbild abwich. Das zeige, dass der Hund Objekte und ihre Namen auf andere Weise lerne und generalisiere als der Mensch, berichten die Wissenschaftler im Fachmagazin „PloS ONE“.

„Unsere Studie zeigt zum ersten Mal, dass es einen qualitativen Unterschied darin gibt, wie ein Hund ein Wort versteht und wie es ein Mensch tut“, schreiben Emile van der Zee von der University of Lincoln und seine Kollegen. Dass Hunde die Namen von Objekten lernen können und auf Zuruf beispielsweise das richtige Spielzeug apportieren, hat bereits vor einigen Jahren der Border Collie Rico belegt. Nach längerem Training kannte er mehr als 200 verschiedene Bezeichnungen, wie die Forscher berichten. Unklar sei aber bisher gewesen, ob die Hunde Wörter in der gleichen Weise begreifen wie beispielsweise kleine Kinder.

Was charakterisiert ein „Dax“?

Für ihre Studie wandelten die Forscher einen Test ab, den andere zuvor mit kleinen Kindern und Erwachsenen durchgeführt hatten. Darin lernten diese zunächst, dass ein kleines U-förmiges Objekt die Bezeichnung „Dax“ trug. Dann sollten sie unter zwei weiteren, entweder in Form, Größe oder Textur abweichenden Objekten dasjenige auswählen, welches ebenfalls ein Dax sein könnte. „In den meisten Fällen wählten sie dabei den Gegenstand, der zwar eine andere Größe oder Textur, aber die gleiche Form hatte“, berichten die Wissenschaftler.

Den gleichen Test führten van der Zee und seine Kollegen nun mit einem Hund durch, dem fünf Jahre alten Border Collie Gable. Dieser war bereits drin geübt, Spielzeuge auf Zuruf zu apportieren. Jetzt lernte er als neues Objekt „Dax“ kennen. Auch er erhielt anschließend die Wahl zwischen jeweils zwei Objekten, die entweder in Form, Größe oder Textur von Dax abwichen. „In zehn von zehn Versuchen wählte Gable das Objekt, das dem ursprünglichen Dax in der Größe am ähnlichsten war – unabhängig von dessen Form und Textur“, berichten die Forscher.

Von der Größe zur Textur

In einem weiteren Test wollten die Wissenschaftler herausfinden, ob Gable auch nach längerer Zeit das Wort Dax primär mit der Größe des Objekts assoziierte. Sie wiederholten dazu den Test vier Monate später. „Gable neigte nun dazu, Objekte gleicher Textur statt Form oder Größe auszuwählen“, schreiben van der Zee und seine Kollegen. Darin unterschiede sich der Hund deutlich vom Menschen. Während dieser auch nach längerer Zeit am stärksten auf die Form eines Gegenstands achte, habe sich bei Gable der Fokus im Laufe der Zeit verschoben – von der Größe zur Textur.

Eine Einschränkung ihrer Studie betonen die Forscher allerdings: Sie hatten bewusst nur gleich riechende Spielzeuge getestet und so den Geruch – einen der Hauptsinne des Hundes – außen vor gelassen. „Es ist daher möglich, dass ein Hund nur auf Größe und Textur zurückgreift, wenn ihm klare Geruchssignale fehlen“, räumen die Wissenschaftler ein. Möglicherweise habe Gable diese beiden Merkmale gewählt, weil er sie gut erspüren konnte, wenn er die Objekte ins Maul nahm. Die Form sei dagegen vor allem ein visuelles Merkmal und daher für den vor allem auf Riechen und Fühlen ausgerichteten Hund weniger naheliegend. (doi:10.1371/ journal.pone.0049382)

(PloS ONE, 22.11.2012 – NPO)

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