Biologie

Hunde erkennen vertraute Menschen auf Fotos

Portraits bekannter Personen werden intensiver betrachtet als fremde

Ein Hund betrachtet ein Foto seines Frauchens © Sanni Somppi

Hunde erkennen Frauchen oder Herrchen sogar dann, wenn ihnen nur ein Foto dieser Person gezeigt wird. Darauf deutet ein Experiment finnischer Forscher hin. Hunde betrachteten dabei Fotos vertrauter Menschen deutlich intensiver als die von fremden. Ein solches Wiederkennen bekannter Gesichter auf Fotos oder in Filmen galt bisher als Domäne des Menschen und höchstens noch einiger Menschenaffen. Jetzt zeigt sich, dass auch Hunde dies beherrschen.

Hunde sind Spezialisten darin, uns Wünsche, Stimmung und Intention am Gesicht und an kleinsten Gesten abzulesen. Zudem erkennen sie ihre Besitzer schon von weitem – am Geruch, aber auch am Aussehen. Wie aber steht es mit ihrer Fähigkeit, Fotos ihres Frauchens oder Herrchens zu erkennen? Ob Hunde Portraits überhaupt als solche wahrnehmen und das zweidimensional dargestellte Gesicht als das einer vertrauten Person erkennen, haben jetzt finnische Forscher untersucht.

In ihrem Experiment zeigten Outi Vainio von der Universität Helsinki und seine Kollegen 23 in einer Familie lebenden Hunden und acht Hunden aus Zwingerhaltung auf einem Bildschirm nacheinander Bilder von unbekannten Menschen und von ihren Besitzern. Den gleichen Test führten sie mit Hundeportraits durch, auch diese zeigten entweder Artgenossen, die der Hund kannte, oder aber fremde Hunde. Als Kontrolle zeigten die Forscher den Hunden zudem einige auf dem Kopf stehende Gesichter. Während die Hunde die Bilder betrachteten, zeichneten die Wissenschaftler ihre Augenbewegungen auf.

Intensiverer Blick auf Fotos vertrauter Gesichter

Wie sich zeigte, betrachteten die Hunde keineswegs alle Portraits gleich lange und gleich intensiv: Wie zu erwarten war, schenkten sie Bildern von Artgenossen die meiste Aufmerksamkeit und schauten diesen besonders lange auf die Augenpartie. Dabei machten sie keinen Unterschied, ob sie den dargestellten Hund kannten oder nicht. Anders dagegen bei den menschlichen Gesichtern: Während fremde Gesichter nur kurz gemustert wurden, fixierten die Hunde die Portraits ihrer Frauchen oder Herrschen deutlich länger und achteten auch dabei vor allem auf die Augenpartie.

„Das deutet darauf hin, dass Hunde sowohl Artgenossen als auch menschliche Gesichter auf Fotos erkennen können“, konstatieren die Forscher. Die Tiere können dabei offenbar durchaus unterscheiden, ob das Portrait einen ihnen vertrauten Menschen zeigt oder einen Fremden. Weil die Zwingerhunde dabei etwas schlechter abschnitten, spielt dabei möglicherweise der Grad der Vertrautheit mit dem jeweiligen Menschen eine wichtige Rolle. „Hunde könnten demnach eine ähnliche Fähigkeit zur Gesichtererkennung besitzen wie Menschen“, so Vainio und seine Kollegen.

Wenn ihr Hund also demnächst ein Portraitfoto eines Familienmitglieds anzustarren scheint, dann tut er dies möglicherweise, weil er die vertraute Person darauf erkennt. (Animal Cognition, 2013; doi: 10.1007/s10071-013-0713-0)

(University of Helsinki, 20.12.2013 – NPO)

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