Paläontologie

Hunde fraßen schon vor 28.500 Jahren unsere Abfälle

Zahnverschleiß weist auf Änderung der Ernährung bei domestizierten Hunden hin

Die Abnutzungsspuren von Zahnfossilien weisen darauf hin, dass die Ur-Formen der Hunde sich von menschlichen Abfällen ernährten. © University of Arkansas

Harte Leckerli: Subtile Verschleißspuren an fossilen Zähnen legen nahe, dass der Hund möglicherweise früher domestiziert wurde als gedacht. Denn sie zeugen davon, dass sich die frühen Versionen von Hunden schon vor 28.500 Jahren anders ernährten als Wölfe: Sie fraßen harte Nahrung wie Knochen und menschlichen Abfall statt fleischreicher Jagdbeute, wie Forscher anhand von Fossilien aus Tschechien herausgefunden haben.

Treue Begleiter: Hunde begleiten den Menschen seit mindestens 15.000 Jahren und wurden dabei mindestens zweimal domestiziert. Im Laufe der Zeit entwickelten sie nicht nur neue Gesichtsmuskeln, die ihnen ihren speziellen Hundeblick ermöglichen, sondern änderten auch bestimmte Gensequenzen und ihr Sozialverhalten, das sich deutlich von ihren Vorfahren, den Wölfen, unterscheidet.

Zähmung vor langer Zeit

Diese Änderungen mussten vor langer Zeit geschehen sein, denn die Domestikation des Hundes gilt als das älteste Beispiel von Tierhaltung, die lange vor dem Beginn der Landwirtschaft auftrat. Der genaue Zeitpunkt, an dem der Mensch den Hund zähmte, ist jedoch noch unklar und wird von Forschern kontrovers diskutiert. Die Spannbreite der Schätzungen reicht von vor 15.000 bis 40.000 Jahren und damit bis weit in die Eiszeit hinein.

Es gibt auch zahlreiche Kontroversen darüber, warum der Mensch den Hund domestizierte. Eine These geht davon aus, dass der Wolf sich freiwillig den menschlichen Siedlungen näherte und sich an den Abfällen der Menschen gütlich tat. Für diese Ernährungsumstellung gibt es bereits Beweise durch den Vergleich von Genbereichen zwischen Hunden und Wölfen.

Zwei verschiedene Hunde-Fossilien

Ein Forscherteam um Karin Prassack vom National Park Service Idaho hat nun anhand von Hunde-Fossilien nachgewiesen, dass diese Ernährungsumstellung relativ früh Auswirkungen auf das Gebiss der Ur-Hunde hatte. Dazu analysierten die Wissenschaftler Zähne aus der 28.500 Jahre alten Fossilienfundstelle Predmosti in der Tschechischen Republik. Durch Untersuchungen der Zähne konnten die Forscher zwei verschiedene Typen der Hundeartigen – den sogenannten Caniden – unterscheiden, eine war eher wolfsartig die andere besaß bereits Hundemerkmale.

Die deutlichsten Unterschiede fand das Team dabei im Mikroverschleißmuster der Zähne. Im Vergleich zu den wolfsähnlichen Caniden wiesen die Zähne der Ur-Hunde größere Abnutzungsspuren auf, was auf eine Ernährung mit harter, spröder Nahrung hindeutet. Die Forscher bezeichnen diese Form der Ernährung auch als Durophagie. Da die Zähne der wolfsähnlichen Caniden weniger Abnutzungsspuren aufwiesen, geht das Team davon aus, dass sie mehr Fleisch selbst gejagter Beutetiere verzehrten.

Ur-Hunde durchwühlten Abfall

„Diese größere Durophagie deutet darauf hin, dass die hundeähnlichen Caniden wahrscheinlich Knochen und andere Nahrungsreste in menschlichen Siedlungsgebieten verzehrt haben.“, sagt Prassacks Kollege Ungar. Dies liefert nach Ansicht der Forscher Beweise dafür, dass es in der Gegend zwei verschiedene Formen der Hundeartigen gab, die sich unterschiedlich ernährten. Zusammen mit Belegen aus anderen Studien deutet dies auf ein wesentlich früher beginnendes Stadium der Domestikation hin.

„Unser Hauptziel war es, zu testen, ob wir aus den Zahnverschleiß-Mustern dieser beiden unterschiedlichen Formen der Caniden Unterschiede in ihrem Verhalten nachweisen können.“, erklärt Ungar. „Zahnverschleiß ist ein Verhaltenssignal, das schon Generationen vor der Feststellung morphologischer Veränderungen in einer Population auftreten kann.“ Es sei daher vielversprechend, diese archäologischen Spuren zur Unterscheidung von Ur-Hunden und Wölfen zu verwenden.

Aber auch aus anthropologischer Sicht ist der Zeitpunkt des Domestizierungsprozesses wichtig, meinen die Forscher. Denn es trägt dazu bei, das Verhalten und die ökologischen Beziehungen des frühen Homo Sapiens zu verstehen. (Journal of Archaeological Science, 2020, doi: 10.1016/j.jas.2020.105092)

Quelle: University of Arkansas

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