Hypothese widerlegt: Entgegen bisherigen Annahmen fördert das Hungerhormon Ghrelin weder das Gedächtnis noch die Lernfähigkeit, wie eine Studie nun belegt. Die leistungssteigernde Wirkung bei Mäusen und Ratten scheint demnach nicht auf den Menschen übertragbar zu sein. Im Test waren Probanden unter Ghrelin-Einfluss genauso vergesslich, kreativ oder lernfähig wie ihre Mitteilnehmer mit einem Placebo.
Ein voller Bauch studiert nicht gern, dieses Credo kennen viele noch aus Schulzeiten. Hunger dagegen soll die Denkleistung fördern, wie schon vor mehr als einem Jahrzehnt Versuche mit Mäusen und Ratten nahelegten. Bei ihnen fördert das Hungerhormon Ghrelin vor allem das räumliche Lernen. Aber gilt dies auch beim Menschen? Ob auch bei uns das Ghrelin die geistigen Leistungen verbessern kann, war bisher kaum untersucht.
Wörter lernen beim virtuellen Spaziergang
Nicolas Kunath vom Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München und seine Kollegen haben dies nun nachgeholt. Sie untersuchten, welche Auswirkungen Ghrelin auf räumliches Lernen und eine ganze Reihe weiterer Hirnsport-Disziplinen am Menschen hat. Dafür unternahmen 21 Probanden einen virtuellen Spaziergang durch eine digitale Vorstadt-Umgebung, während ihre Hirnaktivität mittels funktioneller Magnetresonanztomografie (fMRT) aufgezeichnet wurde.
Auf der digitalen Route wurden Begriffe eingeblendet, die sich die Probanden merken sollten. Am nächsten Tag wurden diese Begriffe abgefragt. Der Clou dabei: Eine Hälfte der Teilnehmer bekam vor dem VR-Spaziergang Ghrelin, der Rest ein Placebo. Welche Substanz jeweils im Spiel war, wussten weder die Probanden noch die Versuchsleiter.