Hunger kurbelt das Immunsystem an: Forscher haben festgestellt, dass der Körper in Hungersituationen vermehrt antimikrobielle Peptide ausschüttet, um sich zu schützen. Dieser jetzt in „Nature“ neu beschriebene elementare Mechanismus ist der normalen Immunreaktion vorgeschaltet und reguliert im gesunden Menschen lebenswichtige Immunfunktionen.
Gute Keime, schlechte Keime
wie Lunge und Haut befinden sich Billionen von Bakterien. Der überwiegende Teil dieser Mikroorganismen lebt seit Jahrmillionen in guter Nachbarschaft mit unseren Körperzellen. Mehr noch: Die komplexe Lebensgemeinschaft aus verschiedensten Mikroorganismen versorgt uns mit wichtigen Naturstoffen, wie zum Beispiel dem Vitamin B12. Dabei tauchen unter den zahlreichen friedfertigen Bakterien jedoch immer wieder einige Störenfriede auf, die uns krank machen können. In dieser Situation – noch bevor die pathogenen Keime in den Körper eindringen – tritt ein Mechanismus in Kraft, der völlig unabhängig von den klassischen Immunabwehrsystemen wirkt.
Peptide als schnelle Eingreiftruppe
Wissenschaftler vom LIMES-Institut der Universität Bonn haben nun entdeckt, dass bei einem niedrigen Insulinlevel der so genannte FOXO-Transkriptionsfaktor aktiviert wird. FOXO schaltet bei Energiebedarf Gene für Abwehrproteine an. Diese antimikrobiellen Peptide (AMP) – nicht zu verwechseln mit Antikörpern – werden daraufhin aus den Körperzellen ausgeschleust. Sie zerstören mögliche Krankmacher, indem sie deren Zellwände auflösen.
Die Biomediziner zeigten an Fruchtfliegen, aber auch an menschlichem Gewebe, dass dieses natürliche Immunabwehrsystem über den so genannten Insulinsignalweg direkt an den Stoffwechsel-Status gekoppelt ist. Wenn wir längere Zeit nichts gegessen haben oder viele Treppen steigen müssen, sinkt das Energieniveau der Zellen und damit auch der Insulingehalt.