Das Schmerzmittel Ibuprofen hat einen unerwartet positiven Nebeneffekt: Es senkt das Risiko, an Parkinson zu erkranken um bis zu 27 Prozent. Das zeigt eine amerikanische Langzeitstudie an mehr als 100.000 Personen. Ibuprofen hat damit eine stärkere Schutz-Wirkung für das Gehirn als jedes andere Schmerzmittel. Wie diese Wirkung entsteht, ist allerdings noch unklar, wie Forscher jetzt in der Fachzeitschrift „Neurology“ berichten.
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Parkinson ist eine der häufigsten degenerativen Erkrankungen des Gehirns. Allein in Deutschland leiden zurzeit rund 300.000 Menschen an der meist in höherem Lebensalter auftretenden Krankheit. Ausgelöst durch den Schwund der Dopamin-produzierenden Zellen des Gehirns, manifestiert sich Parkinson durch zunehmende Störungen in Bewegungen und Koordination sowie im charakteristischen Zittern von Händen und Armen in Ruhe. Die Ursachen der Krankheit sind bis heute unklar.
Amerikanische Forscher um Xiang Gao von der Harvard Medical School in Boston haben jetzt eine überraschende Schutzwirkung gegen die Parkinson-Krankheit entdeckt – unter den Schmerzmitteln. Für ihre Studie analysierten die Forscher die Einnahme von Ibuprofen und anderen Schmerzmitteln sowie den Gesundheitszustand von 98.892 Krankenschwestern und 37.305 Krankenpflegern. Die Teilnehmer der Studie notierten mehrere Jahre lang die Häufigkeit und Dosierung der Schmerzmittel, außerdem wurde sie regelmäßig im Rahmen ihrer beruflichen Tätigkeit untersucht. Sechs Jahre nach Beginn der Studie wurden 291 Teilnehmer mit Parkinson diagnostiziert.
27 Prozent geringeres Parkinson-Risiko
Die Auswertung ergab, dass die Personen, die Ibuprofen regelmäßig, das heißt zwei Mal wöchentlich oder häufiger einnahmen, ein um 38 Prozent niedrigeres Risiko hatten, Parkinson zu bekommen als Personen, die andere oder keinen Schmerzmittel nutzten. Insgesamt lag das Parkinson-Risiko um 27 Prozent niedriger. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass Ibuprofen das Gehirn auf eine Weise schützen könnte, wie es kein anderes nichtsteroidales Schmerzmittel wie Aspirin oder Paracetamol kann“, erklärt Gao.
Wirkmechanismus noch unklar
„Die Langzeit-Einnahme von Ibuprofen birgt eine ganze Reihe von Risiken. Aber die Idee, dass das Ibuprofen auch neuroprotektive Effekte haben könnte, die einzigartig unter den nichtsteroidalen Analgetika sind, ist ein Anlass für mehr Forschung“, kommentiert James H. Bower, Neurologe an der Mayo Clinic im amerikanischen Rochester. „Allerdings kann es sein, dass das Ibuprofen nicht direkt das Parkinson-Risiko senkt, sondern dass es mit einem anderen, bisher unbekannten Faktor zusammenhängt, der die eigentliche Wirkung hat.“
Nach Ansicht von Gao und seinen Kollegen jedoch kann es sehr wohl sein, dass das Schmerzmittel selbst den Effekt verursacht: „Eine Möglichkeit, warum Ibuprofen diesen Effekt gegen Parkinson hat, ist, dass es einen bestimmten Rezeptor im Gehirn beeinflusst, den so genannten Peroxisom Proliferator-aktivierte Rezeptor (PPARy). Tierversuche haben hier bereits eine Wirkung angedeutet.“
(American Academy of Neurology, 11.03.2011 – NPO)