Zirkadiane Angriffslust: Forscher haben eine Verknüpfung zwischen innerer Uhr und Aggression entdeckt. Das könnte erklären, warum aggressives Verhalten – besonders bei Demenzpatienten – oft abends schlimmer wird. Der mögliche Grund: Über gleich zwei Schaltkreise sendet die innere Uhr Signale an das Aggressionszentrum, wie Versuche mit Mäusen zeigen. Werden diese Signale blockiert oder weniger, steigt die Aggression, berichten die Forscher im Fachmagazin „Nature Neuroscience“.
Unsere innere Uhr beeinflusst nicht nur unser Müdigkeitsempfinden, auch viele Stoffwechselvorgänge, unser Immunsystem und unser Hormonhaushalt werden von diesem Tag-Nacht-Rhythmus bestimmt. Als interne Taktgeber dienen dabei spezielle Uhrengene in unseren Zellen, die mit einem zentralen Taktgeber im Gehirn synchronisiert sind – dem sogenannten suprachiasmatischen Nucleus (SCN) im Hypothalamus.
Ist Aggression abhängig von der Tageszeit?
Unklar war aber bisher, ob auch unsere Aggression von der inneren Uhr beeinflusst wird. Den Anstoß für diese Frage geben Beobachtungen bei Alzheimer-Patienten: Diese werden besonders oft am Abend unruhig und aggressiv. Dieses Phänomen ist so auffällig, dass Mediziner es „Sundowning“ getauft haben – weil es bei Sonnenuntergang auftritt. Könnte dieser auffallende zeitliche Rhythmus mit der inneren Uhr zusammenhängen? Gibt es womöglich auch bei gesunden Menschen einen Takt der Aggression, der aber bei ihnen gedämpfter ist?
Um das herauszufinden, haben William Todd von der Harvard Medical School in Boston und seine Kollegen zunächst bei Mäusen nach Hinweisen auf Schwankungen der Aggression im Tagesrhythmus gesucht. Sie provozierten Mäusemännchen, indem sie ihnen Rivalen in den Nachbarkäfig setzten und beobachteten, wie oft und wie schnell dies zu Angriffen führte.