Erschreckende Abnahme: Eine Langzeitstudie bestätigt den drastischen Rückgang der Insekten in Deutschland. Demnach sind im Grünland 78 Prozent weniger Arthropoden unterwegs als noch vor zehn Jahren, in Wäldern ist ihre Biomasse um gut 40 Prozent gesunken. Betroffen sind dabei Gliederfüßer aller Gruppen und aller Ebenen der Nahrungskette, wie die Forscher im Fachmagazin „Nature“ berichten. Auffallend auch: In der Nähe landwirtschaftlicher Flächen war der Schwund am größten.
Der Eindruck trügt leider nicht: In Deutschland gibt es heute deutlich weniger Insekten als früher. So zeigte im Jahr 2017 eine Langzeitstudie, dass die Biomasse fliegender Insekten in deutschen Naturschutzgebieten in den letzten 27 Jahren um drei Viertel abgenommen hat. Die Zahl der Schmetterlinge ist im Umfeld landwirtschaftlicher Flächen um zwei Drittel geschrumpft, wie 2019 eine weitere Studie ergab. Parallel dazu schwinden auch die Feldvögel.

„Volkszählung“ mit einer Million Arthropoden
Doch unklar blieb bisher, ob der drastische Schwund alle Insektengruppen betrifft und wie er sich auf verschiedenen Landschaftsformen verteilt. „Bisherige Studien konzentrierten sich entweder ausschließlich auf die Biomasse, also das Gesamtgewicht aller Insekten, oder auf einzelne Arten oder Artengruppen“, erklärt Erstautor Sebastian Seibold von der Technischen Universität München. Dieses unvollständige Wissen erschwert es jedoch, die Ursachen einzugrenzen.
Für ihre Studie werteten Siebold und sein Team Daten zur Biomasse, Häufigkeit und Artenzahl der Arthropoden auf 150 verschiedenen Grünlandflächen und 140 Waldflächen in drei Regionen Deutschlands aus. Insgesamt wurden in dieser Langzeitstudie von 2008 bis 2017 mehr als eine Million Tiere aus 2.700 Arten erfasst.