Um herauszufinden wie klug ein Papagei ist, sollte man ihm auf die Füße schauen. Autralische Wissenschaftler haben herausgefunden, dass der bevorzugte Einsatz eines Fußes bei der Durchführung von Aufgaben Rückschlüsse auf den Grad der Intelligenz des Tieres zulassen. Je stärker diese Präferenz ausgeprägt ist, umso höher ist die auch als Lateralisierung bezeichnete Arbeitsteilung im Gehirn.
Für ihre Untersuchungen wählten Culum Brown, Director of Advanced Biology an der Macquarie University, und Forschungsstudentin Maria Magat einige Papageienarten mit einer rechts- oder linksfüßigen Neigung, aber auch Arten, die beidfüßig sind. In Experimenten zeigte sich, dass die Papageien, die eine sehr starke Neigung zur einen oder anderen Seite hatten, anspruchsvollere Aufgaben besser durchführen konnten als jene, die beidfüßig waren. Nach Ansicht der Forscher deutet dies auf eine tendenziell höhere Intelligenz hin. Diese ist laut Brown nicht zuletzt bei der Nahrungssuche ein Vorteil, was erklären könnte, warum sich einige Arten im Verlauf der Evolution eher durchgesetzt haben.
„Es gibt einen klaren Zusammenhang zwischen der Bevorzugung eines bestimmten Fußes und der Gehirnhälfte die Papageien zur Informationsverarbeitung einsetzen“, so Brown. „Durch die starke Bevorzugung eines Fußes zeigt uns ein Papagei, dass er Informationen in einer Hemisphäre verarbeitet ohne Beeinträchtigungen von der anderen Hemisphäre – ähnlich wie bei einem Doppelkernprozessor im Computer.“ Diese Aufteilung der Informationsverarbeitung auf die zwei Hemisphären des Gehirns wird Lateralisation genannt.
Aufgrund ihrer engen Verbindung zu sprachlichen Fähigkeiten und anderen kognitiven Funktionen wurde lange Zeit vermutet, dass die Lateralisation des Gehirns ausschließlich beim Menschen anzutreffen ist. Jüngere Studien haben jedoch gezeigt, dass sie auch bei einer Vielzahl von Tieren vorhanden ist. Die Forschungsarbeit von Brown und Magat zeigt, dass auch Papageien
von einer stark ausgeprägten Lateralisation des Gehirns profitieren. Ihr Urteilsvermögen ist geschärft und ihre Fähigkeiten, komplexe Probleme zu lösen, verbessert.
(Australisch-Neuseeländischer Hochschulverbund / Institut Ranke- Heinemann, 18.09.2009 – NPO)