Invasive Zeitbomben: Manche eingeschleppten Pflanzen können jahrzehnte- oder sogar jahrhundertelang schlummern, bevor sie sich dann schlagartig verbreiten und große Schäden anrichten, so eine neue Studie. Demnach neigen rund 35 Prozent der untersuchten invasiven Pflanzen zu einer solchen Verzögerungsphase. Auch zwei Pflanzen aus Deutschland zählen zu den gefährlichsten „Schläfer-Invasoren“ der Welt.
Wenn gebietsfremde Arten in neue Regionen eingeschleppt werden, können sie dort große Schäden anrichten. So haben etwa invasive Ratten seit Anfang des 16. Jahrhunderts bereits jede dritte Vogel-, Säugetier- und Reptilienart weltweit ausgerottet. Auch invasive Pflanzen können ganze Ökosysteme bedrohen. Derzeit führen zwei von ihnen sogar die Liste der erfolgreichsten Bioinvasoren der Welt an: die südamerikanische Wasser-Hyazinthe (Pontederia crassipes) und das Wandelröschen (Lantana camara).
Invasive Pflanzen als Schläfer
Doch wie gefährlich eine eingeschleppte Pflanze für heimische Ökosysteme ist, lässt sich nicht immer sofort erkennen, wie Biologen um Philipp Robeck von der University of Melbourne nun herausgefunden haben. Von 5.700 untersuchten invasiven Pflanzenarten aus neun Regionen – darunter Australien, Großbritannien, Südafrika und die USA – stellten sich rund 35 Prozent als sogenannte Schläfer heraus. Zwischen ihrer Einschleppung und großflächigen Verbreitung vergingen jeweils Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte.

Im Schnitt schlummerten die invasiven Arten rund 40 Jahre, bevor sie sich auf einmal stark verbreiteten, wie die Forschenden ermittelt haben. Mit 320 Jahren am längsten im Dornröschenschlaf lag demnach der Bergahorn (Acer pseudoplatanus). Obwohl der unter anderem in Deutschland heimische Laubbaum bereits 1613 in Großbritannien eingeführt wurde, verbreitet er sich dort erst seit 1933 merklich. Dabei verdrängt er zahlreiche einheimische Gewächse und nimmt den Tieren so Schritt für Schritt ihre vertrauten Nahrungsquellen weg.