Diät als Krankmacher: Die sogenannte Low-Carb-Ernährung könnte langfristig der Gesundheit schaden. Denn wie eine Studie nahelegt, erhöht diese Diätform das Risiko für potenziell tödliche Leiden wie Herzerkrankungen, Schlaganfall und Krebs. Wer sich auf Dauer extrem kohlenhydratarm ernährt, scheint demnach früher zu sterben als Menschen mit einer kohlenhydratreicheren Ernährungsweise. Low-Carb ist den Forschern zufolge daher nur als kurzfristige Diät zu empfehlen.
Die richtige Ernährung scheint heute fast schon Glaubenssache: Die einen schwören auf Intervallfasten, die anderen auf Mittelmeer-Kost oder Low-Carb-Diät. Doch wer hat recht? Studien zeigen zwar, dass zumindest für den Abnehmerfolg die Ernährungsform weniger wichtig ist als die Kalorienmenge.
Welche Diät langfristig die gesündeste ist, dazu sind die Ergebnisse jedoch widersprüchlich. So attestieren einige Untersuchungen zum Beispiel der fettreichen Low-Carb-Ernährung besonders positive Wirkungen auf die geistige und körperliche Fitness. Andere kommen zu dem Schluss, dass gerade diese Ernährungsweise das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöht.
Häufiger krank
Wissenschaftler um Maciej Banach von der Medizinischen Universität Lodz liefern nun neue Belege für letztere Hypothese: Sie analysierten Daten von 24.825 Probanden, die am US National Health and Nutrition Examination Survey teilgenommen hatten. Im Rahmen dieses staatlichen Forschungsprogramms machten die Teilnehmer nicht nur Angaben zu ihrer Ernährung. Auch ihr Gesundheitszustand wurde über einen Zeitraum von durchschnittlich 6,4 Jahren überwacht.
Würde sich ein Zusammenhang zwischen einer kohlenhydratarmen Ernährung und Erkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall und Krebs feststellen lassen? Die Auswertung zeigte: Im Vergleich zu den Probanden mit dem höchsten Kohlenhydratkonsum wurden jene mit mit der niedrigsten Aufnahme häufiger krank und starben früher.
Erhöhte Sterblichkeit
Demnach hatten diese Personen eine um 32 Prozent erhöhte Gesamtsterblichkeit. Das Risiko eines Todes infolge einer Herzkrankheit war bei ihnen im Vergleich sogar um 51 Prozent größer. Für tödliche Durchblutungsstörungen des Gehirns stieg das Risiko durch die Low-Carb-Diät um 50, für Krebs als Todesursache um 35 Prozent an.
Der negative Einfluss dieser Ernährungsweise war dabei bei nicht übergewichtigen Menschen über 55 besonders groß, wie Banach und seine Kollegen berichten. Bei Übergewichtigen und Jüngeren schien sich eine sehr kohlenhydratarme Kost dagegen weniger stark auf das Risiko für Herzleiden und Co auszuwirken.
Nur kurzfristig sinnvoll
Insgesamt deuten die Ergebnisse den Forschern zufolge daraufhin, dass Low-Carb-Diäten gefährlich sein können – zumindest auf Dauer. „Eine Ernährung mit wenig Kohlenhydraten kann kurzfristig sinnvoll sein um Gewicht zu verlieren, den Blutdruck zu senken und die Glukosekontrolle zu verbessern“, betont Banach. „Doch langfristig stehen solche Ernährungsgewohnheiten mit einem erhöhten Sterblichkeitsrisiko in Zusammenhang.“
Wie dieser Effekt zustande kommt, haben er und seine Kollegen zwar nicht untersucht. Einige Erklärungsansätze scheinen jedoch naheliegend: „Eventuell spielt die niedrigere Einnahme von Ballaststoffen und Früchten, der erhöhte Konsum von tierischen Proteinen, Cholesterin und gesättigten Fetten bei diesen Diäten eine Rolle“, sagt Banach. Zudem könnten dem Körper durch die Low-Carb-Ernährung bestimmte Mineralien, Vitamine und sekundäre Pflanzenstoffe fehlen. (ESC-Kongress, 2018; Abstract: 88255)
(Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V., 30.08.2018 – DAL)