Die Toleranz des Menschen gegenüber schwülheißem Wetter ist offenbar geringer als bislang angenommen, wie ein Experiment ergeben hat. Schon 31 Grad Wärme bei hoher Luftfeuchtigkeit reichen demnach aus, um die Kerntemperatur junger, gesunder Testpersonen gefährlich ansteigen zu lassen – bisher galten 35 Grad Kühlgrenztemperatur als potenziell tödliches Limit. Das könnte bedeuten, dass Klimawandel und zunehmende Hitzewellen mehr Menschen gefährden als gedacht.
Normalerweise schafft es unser Körper selbst an heißen Tagen, seine Kerntemperatur auf knapp 37 Grad zu halten. Die Verdunstungskühlung beim Schwitzen sorgt für die nötige Abkühlung. Das Problem jedoch: Ist die Luftfeuchtigkeit hoch, verdunstet der Schweiß nicht mehr und der Kühleffekt bleibt aus. Dadurch droht eine Überhitzung und im Extremfall der Tod.
Wo liegt das Limit?
Bisher galt die Annahme, dass ein gesunder Mensch eine Kühlgrenztemperatur von 35 Grad nicht viel länger als sechs Stunden überleben kann. Dieses Limit ergibt sich aus der Kombination von Temperatur und Luftfeuchte und entspricht 35 Grad bei 100 Prozent Luftfeuchte oder 46 Grad bei 50 Prozent Feuchtigkeit. Das Problem jedoch: „Obwohl dieser theoretische Grenzwert auf physiologischen Prinzipien beruht, wurde er bisher nicht durch empirische Daten überprüft“, berichten Daniel Vecellio und seine Kollegen von der Pennsylvania State University.
Das haben sie nun nachgeholt. Für ihre Studie setzten sie 24 gesunde Testpersonen im Alter zwischen 18 und 34 Jahren in Klimakammern verschiedenen Kombinationen von Hitze und Luftfeuchtigkeit aus. Alle Teilnehmenden trugen nur leichte T-Shirts und Shorts und bewegten sich langsam auf einem Laufband oder Fahrrad, um die für Alltagsaktivitäten typische Bewegung nachzubilden. Schweißproduktion und Hauttemperatur wurden an mehreren Körperregionen gemessen, eine verschluckte Sensorkapsel zeichnete kontinuierlich die Kerntemperatur auf.