Auch bei Fruchtfliegen ist Jugend offenbar Trumpf, wenn es um die Partnerwahl geht: Denn bei Drosophila sind die älteren Semester sexuell weniger attraktiv als ihre jüngeren Geschlechtsgenossen. Das hat ein internationales Forscherteam herausgefunden. Veränderungen des körpereigenen Duftbouquets der Fliegen spielen dabei offenbar eine zentrale Rolle für die Attraktivität, berichten die Wissenschaftler im „Journal of Experimental Biology“.
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Fruchtfliegen der Art Drosophila melanogaster setzen wie andere Insekten zur chemischen Kommunikation spezielle Kohlenwasserstoff-Verbindungen ein, die sie auf ihrer Körperoberfläche präsentieren. Diese Botenstoffe werden von Artgenossen über den Geruchssinn wahrgenommen oder durch Kontaktrezeptoren, die zum Beispiel auf den Beinen liegen, „erschmeckt“ – nach dem gleichen Prinzip, nach dem ein Mensch mit Rezeptoren auf der Zunge seine Nahrung schmeckt. Eine besonders wichtige Rolle spielen sogenannte Sexualpheromone, die den Geschlechtstrieb beeinflussen.
Fliegenduft beeinflusst Partnerwahl
Das Forscherteam um Scott Pletcher und Tsung-Han Kuo vom Baylor College of Medicine in Houston und der Universität von Michigan hat nun nachgewiesen, dass sich im Alter die Zusammensetzung des Kohlenwasserstoff-Gemisches bei den Fruchtfliegen deutlich verändert – bei Weibchen wie Männchen. Um zu testen, ob diese Veränderungen das Verhalten beeinflussen, stellten die Wissenschaftler die Fliegen vor die Wahl und präsentierten ihnen jeweils zwei mögliche Paarungspartner.
Das Ergebnis: Männliche Fruchtfliegen hielten sich bevorzugt in der Nähe jüngerer Weibchen auf und balzten sie häufiger an – auch im Dunkeln, wo optische Reize keine Rolle spielen. Um weiter zu überprüfen, ob tatsächlich der Geruch für dieses Verhalten ausschlaggebend war, boten die Forscher den Fliegenmännchen den Duft von alten und jungen Weibchen an, mit dem sie spezielle geruchslose weibliche Fliegen parfümierten – mit dem gleichen Resultat: Der Duft der jungen Weibchen war für die Männchen attraktiver.
Bei den Weibchen beobachteten die Wissenschaftler ein etwas abgewandeltes Verhalten. Zwar suchten auch die weiblichen Fliegen bevorzugt die Nähe jüngerer Partner, allerdings nur im Hellen. Die Forscher vermuten daher, dass bei der Partnerwahl der Weibchen sowohl optische Reize als auch das Duftbouquet eine Rolle spielen.
Duft verrät Fruchtbarkeit und Gesundheitszustand
Mit speziellen massenspektrometrischen Verfahren identifizierten die Forscher zum einen viele einzelne Kohlenwasserstoffe, die zuvor mit einem Lösungsmittel von der Körperoberfläche der Fliegen abgewaschen worden waren, und bestimmten ihre Menge. Dabei setzten die Wissenschaftler ein neues Verfahren ein, das erst vor etwa zwei Jahren entwickelt worden war. Dabei werden ganze Fliegen in ein sogenanntes Flugzeitmassenspektrometer eingeschleust, um die Substanzen direkt auf ihrer Körperoberfläche mittels eines feinen Laserstrahls zu verdampfen und zu identifizieren.
Die Wissenschaftler vermuten, dass die Zusammensetzung des Kohlenwasserstoff-Gemisches auf der Körperoberfläche den Fliegen Auskünfte darüber gibt, wie gesund und fruchtbar ihre Artgenossen sind. Sie gehen davon aus, dass Fruchtfliegen das Geruchsbouquet möglicher Paarungspartner nutzen, um gesunde Partner zu finden und dem eigenen Nachwuchs möglichst optimale Überlebenschancen zu gewähren. Jüngere Fliegen, so die Überlegung, sind vor diesem Hintergrund die bessere Wahl. (J. Exp. Biol. 2012; DOI: 10.1242/jeb.064980)
(Universität Münster, 10.02.2012 – NPO)