Klein, aber oho: Selbst junge Tyrannosaurier hatten schon genügend Bisskraft, um selbst Knochen großer Beute zu perforieren. Das belegen fossile Bisspuren, die Paläontologen im Wirbelknochen eines großen Entenschnabel-Dinosauriers aus der späten Kreidezeit entdeckt haben. Die Abdrücke passen in Form und Größe zu einem halbwüchsigen T.rex – und belegen damit, dass dieser bereits an großer Beute fraß. Allerdings: Erlegt hat der junge Tyrannosaurier diese Beute nicht.
Der Tyrannosaurus war nicht nur einer der größten Fleischfresser der Kreidezeit – auch seine „Werkzeuge“ dafür waren beeindruckend. Fossilfunde belegen, dass seine fein gesägten, spitzen Zähne so scharf waren wie Steakmesser und stabil genug, um selbst Knochen zu knacken. Die nötige Bisskraft besaß der Raubdinosaurier ebenfalls, wie biomechanische Modellsimulationen ergeben haben. Dass der T. rex selbst größere Beute angriff und tötete, belegen unter anderem Bissspuren in den fossilen Knochen von Entenschnabel-Dinosauriern.
Drei Zahnabdrücke im Wirbelknochen
Doch wie sah es mit den Jungtieren der Tyrannosaurier aus? Gingen die halbwüchsigen Raubdinosaurier auch schon auf die Jagd? Und was fraßen sie? Bisher gibt es dazu nur wenig Hinweise, weil Bissspuren von Jungtieren extrem selten sind. Aus dem fossilen Schädel eines eng verwandten Tarbosaurier-Jungtieres schlossen Paläontologen bisher jedoch, dass juvenile Tyrannosaurier eher kleine, schwächere Beute jagten – und damit keine Nahrungsrivalen für ihre Eltern waren.
Ein anderes Bild zeichnet nun jedoch eine Entdeckung, den Paläontologen am Schwanzwirbel eines Edmontosaurus machten – einem der größten Vertreter der Entenschnabel-Dinosaurier. Das in der Hell-Creek-Formation in Utah gefundene Fossil zeigt drei deutliche Bissspuren im Wirbelknochen. „Die Eindrücke sind fünf Millimeter tief und liegen jeweils 68 Millimeter weit auseinander“, berichten Joseph Peterson und Karsten Daus von der University of Wiskonsin in Oshkosh.
Wer war der Täter?
Aus der Größe und Form der Abdrücke schlossen die Forscher, dass diese Bissspuren von einem mittelgroßen bis großen Raubtier stammen müssen. Aber von welchem? Theoretisch kamen drei Räuber in Frage, die in der späten Kreidezeit den Lebensraum mit dem Edmontosaurier teilten. „Es gab kleine Velociraptor-ähnliche Dinosaurier, aber ihre Zähne waren zu klein für diese Abdrücke“, erklärt Peterson.
„Krokodilfossilien wurden hier ebenfalls gefunden, aber ein solches Krokodil hätte runde Zahnabdrücke hinterlassen, nicht elliptische wie im Knochen zu sehen“, so Peterson. Blieb noch der dritte Kandidat: ein Tyrannosaurier. Seine „Steakmesser“-Zähne würden von der Form her gut zu den v-förmigen Abdrücken im Wirbelknochen passen. Doch wie die Forscher feststellten, hätte ein adulter T. rex deutlich größere und weiter auseinanderliegende Abdrücke hinterlassen. Auch er passte demnach nicht.
Junger T. rex beim Fressen „ertappt“
„Das war der Moment, in dem wir anfingen, einen juvenilen Tyrannosaurier in Betracht zu ziehen“, sagt Peterson. Um diese Hypothese zu überprüfen, nahmen die Forscher zunächst Silikonabdrücke von den fossilen Bissspuren. Diese Gummi-Abdrücke probierten sie dann Kiefer-Fossilien von unterschiedlich alten Tyrannosaurier-Jungtieren an. Das Ergebnis: Die Bisspuren passten perfekt zu einem elf bis zwölf Jahre alten, halbwüchsigen T. rex.
Das bedeutet: Auch juvenile Tyrannosaurier fraßen offenbar schon an großer Beute – Pflanzenfresser-Dinosauriern, die deutlich größer waren als sie selbst. Allerdings spricht einiges dafür, dass der junge Raubdinosaurier diese Beute nicht selbst erlegte. „Die bauchseitige Platzierung der Bissspuren deutet darauf hin, dass diese nach dem Tod des Edmontosauriers gemacht wurden – als dieser schon auf der Seite lag“, berichten die Forscher. Der junge T. rex fraß demnach wahrscheinlich an den Resten eines zuvor von adulten Artgenossen erlegten Beutetieres.
Kraftvoller Biss – schon als Halbwüchsiger
Die Bissspuren belegen jedoch auch, dass selbst die Jungtiere des Tyrannosaurus immerhin schon genügend Bisskraft besaßen, um Knochen zu beschädigen – wenn auch nicht zu zerknacken. „Auch wenn dieser T. rex noch jung war, hatte er schon einiges an Kraft“, so Peterson. Der Fund dieser kreidezeitlichen Abdrücke trägt damit dazu bei, die Nahrungsgewohnheiten junger Tyrannosaurier ein Stück weiter aufzuklären. (PeerJ, 2019; doi: 10.7717/peerj.6573)
Quelle: University of Wisconsin Oshkosh