Von wegen robust: Die weltweit zweitwichtigste Kaffeesorte Robusta ist deutlich klimaempfindlicher als bislang gedacht, wie nun eine Langzeitstudie aus Südostasien enthüllt. Jedes Grad über dem Optimum von 20,5 Grad Jahrestemperatur führt demnach zu Ertragsminderungen von 14 Prozent. Für den künftigen Kaffeeanbau sind dies schlechte Nachrichten, denn bislang galt Robusta-Kaffee als wärmetolerantere Alternative zum Arabica-Kaffee.
In Zeiten des Klimawandels hat es der Kaffee schwer. Denn die Kaffeepflanzen benötigen gleichmäßig warme Temperaturen, reichlich Regen und geschützte halbschattige Standorte. Doch viele klassische Kaffee-Anbaugebiete werden allmählich zu heiß und zu trocken. Lateinamerika könnte schon bis 2050 rund 88 Prozent seiner Anbaugebiete verlieren, in Äthiopien drohen rund 60 Prozent der Plantagen bis 2100 verloren zu gehen. Der wilde Arabica-Kaffee könnte sogar schon bis 2080 völlig aussterben – er findet dann keinen geeigneten Lebensraum mehr.
Wie robust ist Robusta wirklich?
Bisher gab es für Kaffeebauern einen Ausweg: Wenn der sensiblere Arabica-Kaffee nicht mehr gedeiht, wechseln sie auf die Sorte Robusta. Sie ist zwar weniger beliebt, aber weniger sensibel: „Der Tieflandkaffee Coffea canephora ist die hitzetoleranteste und ‚robusteste‘ Kaffeeart und gilt daher als widerstandsfähiger gegenüber dem Klimawandel“, erklären Jarrod Kath von der University of Southern Queensland und seine Kollegen. Vor allem in niedrigeren Lagen haben deshalb schon einige Anbauer die Sorte gewechselt.
Doch das könnte sich als Sackgasse erweisen, wie die Forscher herausgefunden haben. Für ihre Studie haben sie über zehn Jahre hinweg die Erträge, das Wachstum der Kaffeepflanzen und die Klimaentwicklung auf knapp 800 Robusta-Plantagen in Südostasien verfolgt. Ihr Ziel war es, das Temperaturoptimum dieser Kaffeeart zu ermitteln – den Temperaturbereich, in dem Wachstum und Erträge des Robusta-Kaffees am höchsten sind.
„Das ist für Robusta nie quantifiziert worden“, sagen Kath und sein Team. „Man hat die optimale mittlere Jahrestemperatur bislang nur grob auf Basis seines Ursprungs im Kongobecken auf 22 bis 30 Grad geschätzt.“
Robusta-Kaffee mag es kühler
Jetzt zeigt sich: Diese Schätzung liegt deutlich zu hoch. Stattdessen liegt das Temperaturoptimum des Robusta-Kaffees bei nur 20,5 Grad mittlerer Jahrestemperatur. Viele der aktuellen Anbaugebiete in Vietnam oder Indonesien sind daher eigentlich schon jetzt etwas zu warm. „Schon bei bisher als günstig geltenden 25 Grad sind die Erträge um 50 Prozent niedriger als bei den optimalen Jahrestemperaturen“, berichten Kath und seine Kollegen.
Und auch auf den Klimawandel reagiert der Robusta-Kaffee offenbar sensibler als gedacht. Denn wie die Wissenschaftler feststellten, sinken die Erträge für jedes Grad über dem Optimum im Schnitt um 14 Prozent. „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass der Robusta-Kaffee weit sensibler gegenüber der Temperatur ist als zuvor gedacht“, sagen die Forscher.
Auf dem Weg zu teuren Delikatesse?
Für den Kaffeeanbau ist das eine schlechte Nachricht. Denn im Vergleich zum noch sensibleren Arabica-Kaffee galt Robusta bisher als Klimawandel-taugliche Alternative. Sein Anteil liegt bisher bei rund 40 Prozent des Weltmarkts, nimmt aber zu. „Doch die geeigneten Anbaugebiete und seine Fähigkeit, zur Kaffeeproduktion in Zeiten des Klimawandels beizutragen wurden sehr wahrscheinlich überschätzt“, so Kath und sein Team.
Das könnte bedeuten, dass Kaffeebauern, die von Arabica auf Robusta umsteigen, künftig mit geringeren Erträgen rechnen müssen als erhofft. „Das Produktionspotenzial von Robusta könnte mit steigenden Temperaturen erheblich sinken – das bedroht die Multimilliarden Dollar schwere Kaffeeindustrie und vor allem den Lebensunterhalt von Millionen Kaffeebauern“, konstatieren die Wissenschaftler. Kaffee könnte dann vom beliebtesten Heißgetränk der Welt wieder zu einer teuren Delikatesse werden. (Global Change Biology, 2020; doi: 10.1111/gcb.15097)
Quelle: International Center for Tropical Agriculture (CIAT)