Schlau ausbaldowert: Kakadus erkennen sehr genau, ob sich ein Arbeitsaufwand lohnt. Bekommen sie ihre Lieblingsnuss nur, indem sie ein Werkzeug nutzen, lassen sie dafür ein unbeliebtes, aber frei zugängliches Futter links liegen. Ist das angebotene Werkzeug aber das falsche, sparen sie sich die Mühe und begnügen sich mit dem unbeliebteren Futter. Das belegt, wie flexibel und effizient die Vögel ihr Verhalten abwägen, sagen die Forscher im Fachmagazin „Scientific Reports“.
Die in Indonesien heimischen Goffin-Kakadus gehören zu den „Schlaumeiern“ unter den Vögeln: Immer wieder beweisen sie in Experimenten, dass sie sehr lernfähig, neugierig und überraschend intelligent sind. Geschickt basteln sie sich Werkzeuge, sie beherrschen das Hütchenspiel und knacken problemlos ein fünfteiliges Tresorschloss.
Gute Nuss und schlechte Nuss
Jetzt haben Isabelle Laumer und ihre Kollegen von der Universität Wien eine weitere Fähigkeit der klugen Kakadus aufgedeckt: Sie wägen sehr genau ab, ob sich der Werkzeugeinsatz lohnt und wann es vielleicht sinnvoller ist, sich mit einem weniger leckeren Futterstück zufrieden zu geben.
Im Experiment bekamen die Kakadus jeweils zwei verschiedene Futterstückchen zur Auswahl – eine zum Lieblingsfutter gehörende Cashew-Nuss und eine unbeliebtere Pistazie oder Pecannuss. Der Clou daran: Die unbeliebteren Nüsse waren meist frei zugänglich, die leckere Cashew-Nuss mussten sich die Vögel aber erst durch Einsatz von Werkzeug erarbeiten. Dies funktioniert entweder durch Stochern mit einem Stöckchen oder aber durch eine Murmel, die in eine Röhre geworfen werden musste.
Arbeit nur dann, wenn es sich lohnt
Wie sich zeigte, hatten die Kakadus klare Präferenzen – und waren dafür durchaus bereit, Arbeit zu investieren. Mussten sie für die Cashew-Nuss das angebotene Werkzeug nutzen, verschmähten sie die unbeliebtere Pistazie auf dem Tisch und werkelten so lange, bis sie die Nuss erhielten. Lag dagegen eine Cashew-Nuss frei zugänglich da, nahmen sie diese und sparten sich die Arbeit.
Die Kakadus passen demnach ihre Entscheidungen flexibel an die Situation an und sind dabei durchaus imstande, auf eine Belohnung etwas länger zu warten, wenn sie sich lohnt. „Die Kakadus können ihre Impulse zugunsten zukünftiger Gewinne unterdrücken, auch wenn Arbeitsaufwand im Form von Werkzeuggebrauch involviert ist“, erklären Laumer und ihre Kollegen. „Diese Fähigkeit ist demnach nicht auf Primaten beschränkt.“
Werkzeug nur, wenn es passt
Aber nicht nur das: Die Kakadus achteten auch sehr genau darauf, ob das auf dem Tisch liegende Werkzeug überhaupt für den „Tresor“ geeignet war. War es beispielsweise ein Stöckchen statt der benötigten Murmel und daher nicht zur Befreiung der begehrten Nuss geeignet, ließen die Vögel es links liegen. Stattdessen entschieden sie sich für die unbeliebtere Pistazie, wie die Forscher berichten.
Die klugen Vögel wägen demnach nicht nur ab, wieviel Aufwand ein Futter wert ist. Sie erkennen auch auf Anhieb, ob ein Werkzeug in einer bestimmten Situation überhaupt für den Futtererwerb geeignet ist. Goffin-Kakadus können demnach nicht nur lernen, Werkzeuge zu benutzten und herzustellen, sie setzen sie auch intelligent und flexibel ein.
Das ist umso erstaunlicher, als dass diese Vögel in der Natur gar keine Werkzeuge nutzen. „Ihre Fähigkeiten in diesen Experimenten beruhen daher wahrscheinlich aus einer Kombination von hoher Flexibilität des Verhaltens und einer guten Kontrolle ihrer Impulse und Bewegungen.“ (Scientific Reports, 2016; doi: 10.1038/srep28380)
(Universität Wien, 24.06.2016 – NPO)