Fruchtfliegen können wie Menschen eine Toleranz gegen Alkohol entwickeln. Wissenschaftlerinnen von der Universität Würzburg haben jetzt das Gen entdeckt, das den kleinen Insekten dabei hilft, immer mehr Alkohol zu vertragen. Die Forscherinnen um Henrike Scholz und Mirjam Franz vom Biozentrum Würzburg sowie Ulrike Heberlein aus San Francisco vermuten nun, dass die Alkoholtoleranz beim Menschen ähnlich geregelt sein könnte wie bei der Fruchtfliege.
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Das Gen trägt den Namen „hangover“, was übersetzt nichts anderes bedeutet als „Kater“ – gemeint ist natürlich derjenige, der sich nach exzessivem Alkoholgenuss einstellt. Scholz betont in der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Nature, dass dieses Gen generell dann wichtig zu sein scheint, wenn der Organismus mit Stress zu kämpfen hat.
Fruchtfliegen, deren „Kater-Gen“ nicht mehr richtig funktioniert, sind nach den Ergebnissen der Studie deutlich empfindlicher gegen Hitze und Gifte. Das gilt auch für ihre Reaktion auf Alkohol. Außerdem gewöhnen sie sich nicht so leicht an steigende Alkoholmengen wie ihre genetisch unversehrten Artgenossen. Bei diesen bewirkt schon ein einziger Kontakt mit Alkohol, dass sie einen zweiten „Rausch“ besser verkraften. Das fanden die Forscherinnen heraus, indem sie die Fliegen in einer Glassäule mit Ethanol benebelten und dann analysierten, wie stark die Tiere ihr Körpergleichgewicht verlieren und betrunken abwärts trudeln.
Die Alkoholtoleranz gilt als Schlüsselfaktor für die Entstehung einer Suchtkrankheit. Von ihren Studien erhoffen die Forscherinnen darum neue Erkenntnisse über die Alkoholsucht beim Menschen. „Fruchtfliegen sind dafür gut geeignet, ihr Organismus funktioniert in vielerlei Hinsicht ähnlich wie unserer“, sagt Scholz, die am Lehrstuhl für Genetik eine Arbeitsgruppe leitet.
Auch den Kontakt mit Alkohol seien die rotäugigen Insekten gewohnt: Sie legen ihre Eier gern in überreife Früchte, wobei sie von deren alkoholischen Düften angelockt werden. Ihr Gehirn dürfte auf das Nervengift Alkohol ähnlich reagieren wie das des Menschen.
(idw – Universität Würzburg, 06.09.2005 – DLO)