Der früheste bekannte Vorfahre aller Spinnen und Skorpione lebte schon vor 520 Millionen Jahren. Das belegt ein jetzt in China entdecktes Fossil. Das rund drei Zentimeter lange Gliedertier besaß schon damals ein erstaunlich modernes Gehirn, das dem der heutigen Skorpione und Pfeilschwanzkrebse gleicht. Das Spannende daran: Da zeitgleich der älteste bekannte Urkrebs lebte, muss der gemeinsame Vorfahre beider noch älter sein, so die Forscher in „Nature“.
Fast genau vor einem Jahr sorgte schon einmal ein Fossilfund aus dem Kambrium für Aufsehen. Damals hatten Forscher in einer 520 Millionen Jahre alten Kalksteinschicht im chinesischen Yunnan das Fossil des urzeitlichen Gliederfüßers Fuxianhuia protensa entdeckt. Zu ihrem Erstaunen besaß dieses Tier bereits ein Gehirn aus drei miteinander verschmolzenen Nervenknoten – sehr ähnlich denen heutiger Krebse. Damals ordneten die Forscher dieses Fossil als den frühesten bisher bekannten Vorfahren aller heutigen Krebse, Spinnen und Insekten ein.
Neuer Fund mit scharfen Scherenklauen
Jetzt aber stellt ein neuer Fossilfund dies in Frage. Er stammt aus der gleichen Zeit wie Fuxianhuia und gleicht äußerlich einigen typischen Vertretern der Fauna dieser Zeit: Es besitzt einen segmentierten Körper mit rund einem Dutzend Beinpaaren, die sowohl zum Krabbeln auf dem Meeresgrund als auch zum Schwimmen geeignet waren. Beiderseits des Kopfes sitzt je ein Paar großer Komplexaugen. Am auffallendsten aber ist ein Paar großer, scherenartiger Kopfanhänge, deren scharfe Klauen durch ein Gelenk gegeneinander beweglich waren. Ihnen verdankt diese Gruppe früher Gliederfüßer auch ihren Namen: Megacheira – „große Hände“.
Solche scherenartigen Anhänge besitzen auch Krebse und Spinnentiere, sie haben aber einen anderen Ursprung: Bei Krebsen entsprechen die Scheren dem ersten Beinpaar, sie bilden sich bei den Embryos hinter der Mundöffnung und rücken dann nach vorne. Anders bei den Spinnen, Pfeilschwanzkrebsen und Skorpionen: Bei diesen werden die Scheren vor der Mundöffnung gebildet und entsprechen den zweiten Antennen der Krebse.