Biologie

Kleinstes Wirbeltier der Welt entdeckt

„Stämmiger Infantfisch“ weniger als einen Zentimeter lang

Der "Stämmige Infantfisch" © Scripps Institution Of Oceanography / UC San Diego

Das kleinste und leichteste Wirbeltier der Erde haben jetzt Wissenschaftler in San Diego entdeckt und beschrieben. Der „stämmiger Infantfisch“ getaufte Winzling ist nicht länger als die Breite eines Bleistifts. Bisher sind erst sechs Exemplare dieser neuen Art aus der Umgebung des australischen Great Barrier Reef bekannt.

Das größte Exemplar – und einzige Weibchen – misst gerade einmal 8,4 Millimeter, die Männchen nur rund sieben Millimeter. Den ersten „Babyfisch“ entdeckte Jeff Leis, Wissenschaftler am australischen Museum für Naturkunde im Jahr 1979 nahe Lizard’s Island. Nachdem das Tier jahrelang unbeachtet und nicht untersucht in den Beständen lagerte, nahmen sich die Forscher H.J. Walker von der Scripps Institution of Oceanography der Universität von Kalifornien und sein Kollege William Watson vom Southwest Fisheries Science Center in La Jolla den Winzling vor – und erkannten seine Besonderheit sofort.

Larveneigenschaften beim Ausgewachsenen

„Es war wirklich ein guter Tag, als ich erstmals durch das Mikroskop schaute und etwas sah, von dem ich wusste: Das ist eine neue Art“, erklärt Walker. „Aber zu dieser Zeit war mir noch nicht klar, dass ich das kleinste Wirbeltier der Welt vor mir hatte.“ Die Wissenschaftler tauften das Tier „stämmigen Infantfisch“ um einerseits seine verhältnismäßig große Dicke zu charakterisieren, andererseits um die äußerliche „Unreife“ zu betonen. Der Fisch ist transparent, mit Ausnahme der Augen ohne Pigmentierung und besitzt weder Zähne, noch Schuppen. Obwohl der „Infantfisch“ voll ausgewachsen ist, hat er in seinem Aussehen viele Larveneigenschaften beibehalten. Nach Ansicht der Forscher korrespondiert dieses ungewöhnliche Äußere mit der extrem kurzen Lebensspanne des Fisches, die sie auf rund zwei Monate schätzen.

„Interessant ist, dass diese Fische mehrere Generationen im Jahr durchleben“, erklärt Fischereiexperte Watson. „Dies deutet daraufhin, dass sie sich auch sehr schnell evolutiv entwickeln können. Sie leben in einem spezialisierten Habitat, das durch die globale Erwärmung oder den Menschen bedroht ist, aber vielleicht können sie sich genauso schnell verändern wie ihr Habitat und so überleben.“

Noch viele Wissenslücken

Philip Hastings, Kurator der Sammlung mariner Wirbeltier an der Scripps Institution betont, dass die Entdeckung des „stämmigen Infantfisches“ demonstriert, wie weit die Forschung noch von einer kompletten Erfassung der marinen Tierwelt entfernt ist. Selbst in relativ gut untersucht Tiergruppen wie den Fischen bleiben offenbar noch immer wichtige Arten unentdeckt oder nicht identifiziert.

„Jedes Mal, wenn ein Wissenschaftler ein ‚extremes‘ Tier entdeckt, ist das wichtig“, erklärt er. „Denken Sie an die ganze Palette des Lebens. Die meisten von uns Systematiken füllen eine Lücken im Zentrum dieser Palette, doch diese neue Entdeckung dehnt die Grenzen aus, vergrößert die Palette insgesamt. Das ist bedeutend, weil es demonstriert, das wir noch immer dabei sind, die Horizont unseres Wissens über die Artenvielfalt auszudehnen. Es gibt noch einige wichtige Entdeckungen zu machen.“

(Scripps Institution Of Oceanography, 23.07.2004 – NPO)

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