Wälder sind wichtige Puffer im Klimasystem: Sie nehmen das Treibhausgas Kohlendioxid auf und gleichen so einen Teil der zunehmenden Emissionen aus. Doch jetzt zeigt sich Alarmierendes: Die bisher stets wachsende Pufferwirkung der europäischen Wälder nimmt inzwischen ab, wie ein internationales Forscherteam im Fachmagazin „Nature Climate Change“ berichtet. Alter, Abholzung und Umwelteinflüsse sorgen dafür, dass die Bäume immer weniger CO2 aufnehmen.
Alle fünf bis zehn Jahre ist in Europas Wäldern Inventur. Dann wird berechnet, wie sich das gesamte Stammvolumen aller Bäume auf unserem Kontinent entwickelt hat. Seit 1960 lieferte diese Bestandsaufnahme stets ermutigende Zahlen: Der Wald wuchs und gedieh und entfernte dabei von Jahr zu Jahr mehr CO2 aus der Atmosphäre – im Jahr 1995 waren es Schätzungen zufolge ganze 370 Millionen Tonnen. Doch im Gegensatz zu bisherigen Annahmen könnten die fetten Jahre bald vorbei sein.
Drei Warnzeichen
„Es sind drei Warnzeichen für die Sättigung der europäischen Wälder als Kohlenstoffsenke zu beobachten“, schreiben Gert-Jan Nabuurs von der Wageningen University und seine Kollegen in ihrer aktuellen Studie. Erstens: Seit 2005 nimmt das Stammvolumen weniger stark zu als zuvor – die wachsenden Bäume können Verluste durch Abholzung und sterbendes Gehölz nicht mehr so gut wettmachen. Dieser Effekt tritt vor allem im westlichen Mitteleuropa auf.
Die Wissenschaftler vermuten als Ursache das hohe Alter vieler Bäume. Aber auch die geringere Stickstoff-Ablagerung und die sinkende Luftfeuchtigkeit im Sommer – eine Folge des Klimawandels – bekommen unseren Wäldern nicht gut. „Noch fungiert der Wald als Kohlenstoffsenke“, schreiben die Forscher. Bis vor einiger Zeit habe er jedes Jahr mehr Kohlendioxid aufgenommen – dieser Trend scheine sich nun jedoch umzukehren.