Möglicherweise ist es kein Zufall, dass das Coronavirus SARS-CoV-2 gerade im Süden Chinas auf den Menschen übersprang. Denn die Fledermaus-Population dieser Region hat in den letzten 100 Jahren drastisch zugenommen, wie eine Studie enthüllt. Angetrieben vom Klimawandel und der sich verändernden Vegetation kamen rund 40 zusätzliche Fledermausspezies in das Gebiet – und mit ihnen ihre rund 100 Coronaviren-Arten.
Das Coronavirus SARS-CoV-2 ist wahrscheinlich schon Jahrzehnte vor dem Beginn der Corona-Pandemie in Fledermäusen entstanden. Diese Tiere sind durch Jahrmillionen der Koevolution daran angepasst, Infektionen mit Coronaviren und anderen Erregern zu tolerieren, ohne selbst krank zu werden. Dadurch sind sie Reservoirwirte und Überträger für unzählige potenziell humanpathogene Viren. Forscher schätzen, dass Fledermäuse weltweit mehr als 3.000 verschiedene Coronaviren tragen – im Schnitt beherbergt jedes Tier 2,7 Virenarten.

Je mehr Fledermäuse, desto mehr Coronaviren
Das aber bedeutet auch: Je mehr Fledermausspezies in einer Region leben, desto größer ist auch die Vielfalt an potenziell zoonotischen Viren. „Jede Zunahme der lokalen Fledermaus-Artenvielfalt kann daher das Risiko erhöhen, dass ein Coronavirus mit potenziell für den Menschen schädlichen Eigenschaften präsent ist, übertragen wird oder sich in der Region entwickelt“, erklären Robert Beyer von der University of Cambridge und seine Kollegen.
Faktoren, die die Fledermaus-Vielfalt erhöhen, verstärken damit auch das Risiko eines Kontakts neuer Viren zum Menschen und damit auch die Gefahr eines Artsprungs solcher Erreger. Zu diesen Faktoren gehören Veränderungen der Landnutzung, aber auch der Klimawandel, wie die Forscher erklären. Denn er kann zuvor wegen ihres Klimas oder der Vegetation ungeeignete Lebensräume so verändern, dass sich neue Fledermausarten ansiedeln können.