Auf die Tageszeit kommt es an: Das Naschen von Süßigkeiten am Abend schadet der Gesundheit mehr als die Zuckersünde am Morgen – das gilt offenbar vor allem für Jugendliche. Denn wenn diese regelmäßig abends viele Kohlenhydrate essen, steigt ihr Diabetesrisiko im Erwachsenenalter, wie nun eine Studie belegt. Die Forscher raten daher, abends auf Lebensmittel mit hohem glykämischen Index zu verzichten.
Wenn es um Ernährung und Gesundheit geht, wird es kompliziert. Denn die Meinungen dazu, was wir wann am besten essen sollten, gehen teilweise deutlich auseinander. So scheint klar, dass zu viel Zucker und zu viel Fett ungesund sind. Strittig ist dagegen, ob beispielsweise für das Abnehmen nur die Kalorienzahl eine Rolle spielt oder ob „Low-Carb“ möglicherweise besser ist als „Low-Fat“.
Unklar ist auch, welche Rolle die Essenszeiten für Gesundheit oder Abnehmerfolg spielen. Nach neueren Erkenntnissen profitiert der Körper davon, wenn wenigstens ab und zu eine längere Pause zwischen den Mahlzeiten liegt. Daraus leitet sich beispielsweise das Intervall-Fasten ab oder die Empfehlung, abends nach 18:00 Uhr nichts mehr zu essen.
Ist viel Zucker abends ungesünder?
Wie sich das abendliche Essen auf die Gesundheit von Jugendlichen auswirkt, haben nun Tanja Diederichs von der Universität Paderborn und ihre Kollegen untersucht. Für ihre Studie werteten die Forscher Daten von 252 Jugendlichen aus, die während ihrer Pubertät mehrfach drei Tage lang ihre Ernährung protokollierten und sich wogen. Im jungen Erwachsenenalter wurden alle Probanden erneut untersucht.
Den Forschern ging es dabei vor allem um die Frage, wie sich Verzehr von reichlich Kohlenhydraten und Zucker am Abend auf das spätere Diabetes-Risiko auswirkt. „Die Spiegel vieler Hormone unterliegen einem 24-Stundenrhythmus, der durch die innere Uhr gesteuert wird“, erklärt Koautorin Anette Buyken. Dies gilt höchstwahrscheinlich auch für Insulin, das Hormon das den Zuckerhaushalt reguliert.
Mehr Vorzeichen von Diabetes
Und tatsächlich: Die Jugendlichen, die abends regelmäßig viele leicht verdauliche Kohlenhydrate und Zucker verzehrten, hatten als junge Erwachsene vermehrte Risikoanzeiger für Diabetes. So waren ihre Zellen insulinresistenter und sie neigten eher zu einer Verfettung der Leber. Bei Probanden, die abends nur wenige Kohlenhydrate mit hohem glykämischen Index gegessen hatten, war dies dagegen nicht der Fall.
„Interessant ist, dass sich beide Zusammenhänge für den abendlichen, aber nicht für den morgendlichen Verzehr zeigen“, sagt Diederichs. Nahmen die Jugendlichen die gleiche Menge an Kohlenhydraten auf, verzehrten diese aber vornehmlich morgens, stieg ihr Diabetesrisiko nicht an. Die Forscher erklären dies damit, dass die Stoffwechselantwort auf Kohlenhydrate abends geringer ist als morgens. Während der Pubertät komme eine natürlicherweise verminderte Insulinsensitivität hinzu.
„Für die langfristige Diabetesprävention ist es daher vermutlich entscheidend, abends auf große Kohlenhydratportionen mit höherem glykämischen Index zu verzichten“, sagt Buyken. „Das bedeutet, Lebensmittel wie zum Beispiel Weißbrot, Instant-Kartoffelpüree oder klebrigen weißen Reis eher zu meiden.“ (Nutrients, 2017; doi: 0.3390/nu9060591)
(Universität Paderborn, 19.06.2017 – NPO)