Sucht hinterlässt nachweisbare Spuren im Gehirn: Wissenschaftler haben festgestellt, dass Kokain molekulare Veränderungen im Belohnungssystem bewirkt, die Rückfallrisiko und Drang nach Rausch verstärken. Wie sie in der Fachzeitschrift „Neuron“ berichten, könnte dies neue Ansätze für die medizinische Behandlung der Drogenabhängigkeit eröffnen.
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Drogensucht verändert das Belohnungssystem ds Gehirns. Statt körpereigener Botenstoffe lagern sich die Drogen an bestimmte Rezeptoren an und lösen den Rausch aus. Gleichzeitig jedoch verändern sie damit auch die Reaktion und Sensibilität der Synpasen, der Verbindungen zwischen den Nervenzellen. Die veränderte Synapse kann dann verstärkt Nervensignale übertragen – ein Phänomen, das als „drogenvermittelte synaptische Plastizität“ in die Literatur einging. Forscher vermuten seit vielen Jahren, dass diese Plastizität bei der Suchtentstehung eine entscheidende Rolle spielt. Bisher fehlten hierzu jedoch experimentelle Nachweise.
Proteinaustausch im Rezeptorkomplex
Für das Rauschgift Kokain vermuten die Forscher seit einiger Zeit, dass es in Bereichen des Zentralnervensystems, die den Botenstoff Dopamin produzieren, molekulare Umbauprozesse in bestimmten Rezeptorkomplexen auslöst. Wissenschaftlern um Professor Günther Schütz im Deutschen Krebsforschungszentrum gelang es nun, in dopaminproduzierenden Nervenzellen bei Mäusen genau diejenigen Protein-Komponenten genetisch auszuschalten, die unter dem Einfluss von Kokain in die Rezeptor-Komplexe eingebaut werden.