Faszinierende Sinneswelt: Für Kolibris sieht unsere Welt völlig anders aus, wie nun ein Experiment bestätigt. Denn die Vögel sehen Farben, deren Aussehen wir Menschen uns nicht einmal vorstellen können. Der Grund dafür ist ein vierter Typ von Sehzäpfchen in der Netzhaut der Kolibris. Sie reagieren auf UV-Licht und unterscheiden in Kombination mit den drei „normalen“ Farbsensoren auch exotische Kombinationen wie UV+grün von normalem Grün.
Im Vergleich zu vielen Tieren sind wir Menschen fast farbenblind. Denn wir tragen in unserer Netzhaut nur drei Arten von Zapfen, die auf rotes, grünes und blaues Licht reagieren. Einige wirbellose Tiere wie der Fangschreckenkrebs oder Schmetterlinge besitzen dagegen bis zu 16 verschiedene Photosensoren im Auge – sie sehen dadurch auch UV-Strahlung oder die Polarisierung des Lichts.
Ein Zapfen mehr
Jetzt belegt ein Experiment, dass auch Kolibris weit mehr sehen als wir. Schon vorher war bekannt, dass Vögel vier Typen von Zapfen in ihrer Netzhaut tragen – sie sind sogenannte Tetrachromaten. Neben den drei auch bei uns vorhandenen kommt bei ihnen ein UV-Sensor dazu. Unklar war jedoch bisher, ob dies den Vögel erlaubt, auch Kombinationen der normalen Farben mit UV zu erkennen. Theoretisch wären fünf solcher Kombinationen denkbar: UV+grün, UV+rot, UV+gelb, UV+purpur und purpur.
Solche Farbkombinationen aus nicht benachbarten Lichtwellenlängen bezeichnet man auch als nichtspektrale Farben. Sie beruhen nicht auf einer Wellenlänge des Lichtspektrums, das nur einen oder benachbarte Sensoren anregt, sondern entstehen erst durch die Mischung mehrerer, in ihrer Wellenlänge deutlich unterschiedlicher Lichtqualitäten, die mehrere Zapfentypen anregen. Bei uns Menschen gehört Purpur zu den wenigen nichtspektralen Farben, die wir sehen können.