Migräne ist bei Neurologen und insbesondere bei Kopfschmerzexperten erstaunlicherweise viel weiter verbreitet als in der normalen Bevölkerung und bei anderen Ärzten. Dies haben Münsteraner Wissenschaftler jetzt in einer großen Studie mit rund 950 Teilnehmern herausgefunden.
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Während in der Bevölkerung etwa 15 Prozent im Laufe ihres Lebens an Migräne leiden, sind dies bei Neurologen über 30 und bei Kopfschmerzexperten circa 50 Prozent. Die Gründe für diese überraschenden Zahlen sind bislang noch nicht bekannt. Es tragen wahrscheinlich mehrere Faktoren dazu bei, so die Forscher des Universitätsklinikums Münster in der Fachzeitschrift „Der Schmerz“.
Kopfschmerzen als Grund Arzt zu werden
„Einige Betroffene gaben an, dass ihre Kopfschmerzen auch der Grund waren, Neurologe und/oder Kopfschmerzexperte zu werden“, erklärt Professor Dr. Stefan Evers, der Leiter der Studie. Dann komme noch hinzu, dass sich Neurologen mit den genauen Kriterien der Migräne besser auskennen und diese häufiger an sich diagnostizieren. Schließlich könne es auch sein, dass Medizinstudenten mit einer Migräneveranlagung sich eher für ein Fach wie Neurologie und gegen zum Beispiel ein operatives Fach entscheiden.
Experten nehmen seltener Medikamente
In der Studie untersuchten die Wissenschaftler zudem, wie die selbst von Migräne betroffenen Ärzte ihre Patienten behandeln – im Unterschied zu den Ärzten, die nicht unter Migräne leiden und zu ihrer eigenen Behandlung. Dabei kam heraus, dass die Ärzte bei der Behandlung ihrer eigenen Migräne mit akuten und vorbeugenden Medikamenten viel zurückhaltender sind, als sie es ihren Patienten empfehlen.
So nahmen nur etwa 50 Prozent der Studienteilnehmer selbst Medikamente (Triptane) gegen ihre Migräne, obwohl sie in fast allen Fällen ihren Patienten solche Medikamente verschrieben hatten.
Auch die Einstellung zur Migräne als Erkrankung wird davon geprägt, ob die Ärzte selber an Migräne leiden. So wird die Migräne von den selbst betroffenen Ärzten nach den Erkenntnissen der Forscher viel mehr als körperliche und weniger als psychosomatische Erkrankung gesehen.
Migräne nicht nach eigenen Erfahrungen behandeln
Für die Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) belegen diese Zahlen, dass die Betroffenheit, selber an Migräne zu leiden, Einfluss auf das Verhalten der Kopfschmerzexperten hat. Umso wichtiger ist es den Experten der DMKG daher, dass Migräne und andere Kopfschmerzen nach den aktuellen Leitlinien und nicht nach eigenen Erfahrungen behandelt werden sollten.
(idw – Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft, 23.01.2009 – DLO)