Prostata-Krebs ist die häufigste bösartige Erkrankung bei Männern. Komplexe Signalwege zwischen Zellen stecken hinter dieser Krebsart, mit der europaweit jeder Zehnte rechnen muss. Ein Team aus Österreich hat nun für eine Überraschung gesorgt: „SOCS-3“, das bisher als Schlüsselprotein für das Wachstum von Prostatakrebs bekannt ist, kann auch das Wuchern und die Beweglichkeit dieser Krebszellen einschränken.
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Die neuesten Ergebnisse sind für Krebsforschung insofern von Bedeutung als „dass SOCS-3 direkt in einen jener Signalwege zwischen Zellen eingreifen kann, der durch bestimmte Signalproteine das Wachstum und die Beweglichkeit von Krebszellen steuert, in den so genannten ‚FGF-2-Pathway‘. SOCS-3 könnte nach unseren neuesten Ergebnissen daher die Wanderung von Tumorzellen verhindern“, erklären Martin Puhr und Professor Zoran Culig von der Medizinischen Universität Innsbruck in der Fachzeitschrift „Endocrine Related Cancer” online.
Neuer Signalweg
Bekannt war bisher in der Erforschung von Entstehung und Wachstum des Prostatakarzinoms, dass das zur Klasse der „Suppressor of Cytokine Signaling“ (SOCS) zählende Protein SOCS-3 über einen bisher bekannten indirekten Signalweg die Entwicklung von Prostata-Krebs forciert, indem es bestimmte für den Zelltod wichtige Botenstoffe blockiert. Krebszellen können damit ungehindert wachsen.
„Überraschend und neu am Innsbrucker Ergebnis ist, dass SOCS-3 möglicherweise unterschiedliche Effekte im primären Tumor und in fortgeschrittenen Tumoren, die sich ausbreiten, hat. Signalproteine des FGF-2-Pathway werden im Prostatakarzinomgewebe hochexprimiert und können durch SOCS-3 inhibiert werden“, betont Puhr. Diese Erkenntnis könnte nach Angaben der Wissenschaftler bei der Erforschung einer Reihe weiterer Krebsarten, unter anderem Tumoren der Leber, der Haut und der Lunge, neue Strategien eröffnen.
Multipotentes Protein
Puhr konnte auf Basis langjähriger Grundlagenforschungen in einem Zellkulturmodell nun beweisen, dass SOCS-3 direkt in den für die Metastasierung wichtigen FGF-2-Pathway eingreift. Die kurz „SOCS“ genannten Eiweißstoffe – bisher sind sieben bekannt – unterdrücken im Körper die Wirkung von Zytokinen. SOCS-Proteine haben in verschiedenen Tumorarten unterschiedliche Wirkungen. Für SOCS-3 hat das Innsbrucker Team nun eine neue, unerwartete Wirkung entdeckt, womit es sich laut Culig um ein „multipotentes Protein“ im Krebsgeschehen handelt.
Hohe Kosten für das Gesundheitssystem
Prostatakrebs als eine der häufigsten Krebserkrankungen der westlichen Welt mit entsprechenden Kosten für das Gesundheitssystem ist bisher nur im Frühstadium sehr gut behandelbar. Bei dieser Tumorart sind grundsätzlich jene Mechanismen nicht im Detail bekannt, die zu Entartung, unkontrolliertem Wachstum und Streuung der Zellen führen.
(Medizinische Universität Innsbruck, 12.04.2010 – DLO)