Zoologie

Krebse mit komplexem Gehirn

Ähnlichkeit zu Insekten gefunden

3D-Rekonstruktion eines Remipiden-Gehirns (Riechzentren rot) © Ruhr-Universität Bochum

Remipeden sind kleine, augenlose Krebse, die erst 1979 entdeckt wurden. Bisher galten sie als besonders primitiv. Biologen der Ruhr-Universität und der Universität Ulm erbringen nun den Gegenbeweis: In einer Studie zeigen sie, dass die Strukturen des Gehirns hochkomplex und den Gehirnen von höheren Krebsen und sogar Insekten frappierend ähnlich sind.

„Für die Zoologie könnte dies bedeuten, dass es die Krebse im herkömmlichen Sinne nicht gibt“, sagt Martin Fanenbruck (RUB). Vielmehr sei ein Teil der Krebse – Remipedia und Malacostraca (so genannte höhere Krebse) – mit den Insekten näher verwandt als mit den übrigen, primitiven Krebsen (zum Beispiel Ruderfußkrebse, Rankenfüßer oder Wasserflöhe).

Ausgeprägter Geruchs- und Geschmackssinn

Die Remipeden bewohnen schwer zugängliche Höhlengewässer, zum Beispiel der Bahamas, Yukatans aber auch Lanzarotes. Mit Hilfe ihrer Fangbeine, an denen sich Giftklauen befinden, ergreifen und töten sie andere Krebse, ernähren sich aber wahrscheinlich auch von Aas. Aufgrund ihres gleichförmigen Körperbaus (Segmentierung) und ihrer trägen Fortbewegungsweise gelten sie als besonders primitive Krebse. Um jedoch Nahrung aufzuspüren, ist ihnen in ihrem völlig lichtlosen Lebensraum offenbar ein ausgeprägter Geruchs- und Geschmackssinn behilflich. Ihre Antennen sind mit einer Vielzahl chemorezeptiver Sinneshaare ausgestattet, über die ein stetiger Wasserstrom geleitet wird.

Verwandt mit Insekten und höheren Krebsen

Entsprechend komplex sind die Strukturen ihres Gehirnes aufgebaut, die chemosensorische Geruchs- und Geschmacksinformationen verarbeiten. In einer histologischen Studie haben die Bochumer Zoologen Johann Wolfgang Wägele und Martin Fanenbruck gemeinsam mit PD Dr. Steffen Harzsch (Universität Ulm) das Gehirn des Remipeden „Godzilliognomus frondosus“ untersucht (benannt nach dem japanischen Kinomonster „Godzilla“): Das hoch differenzierte Gehirn hat ausgeprägte Riechzentren und gekreuzte, so genannte olfactorisch-globuläre Trakte, die die Geruchsinformation in andere Gehirnabschnitte weiterleiten. Das bedeutet, dass die Neuroanatomie der Remipeden erstaunliche Übereinstimmungen aufweisen mit der höherer Krebse, der Malacostraca (Krabben, Hummer, Asseln und Verwandte), aber auch mit der von Insekten.

(idw – Ruhr-Universität Bochum, 18.03.2004 – AHE)

Keine Meldungen mehr verpassen – mit unserem wöchentlichen Newsletter.
Teilen:

In den Schlagzeilen

News des Tages

Skelett eines ungeborenee Kindes

So entstehen die Knochen des ungeborenen Kindes

Astronomen entdecken jüngsten Transit-Planet

Mehr Blackouts durch Wind- und Sonnenstrom?

Parkinson: Wenn mehr Dopamin mehr Zittern bedeutet

Diaschauen zum Thema

keine Diaschauen verknüpft

Dossiers zum Thema

Bücher zum Thema

Lernen - Gehirnforschung und die Schule des Lebens von Manfred Spitzer

Top-Clicks der Woche