Paläontologie

Kreidezeitlicher Frosch starb beim Sex

Eiertragendes Weibchen könnte vor 100 Millionen Jahren ertrunken sein

Urzeitfrösche
So könnte die Gegend ausgesehen haben, in der das kreidezeitliche Froschweibchen einst seine letzten Momente erlebte. © Du et al./ Proceedings of the Royal Society B, 2024/CC-by 4.0

Tod beim Sex: In China haben Paläontologen das 100 Millionen Jahre alte Fossil eines kreidezeitlichen Froschweibchens entdeckt. Das 3,50 Zentimeter große Tier war noch nicht ganz ausgewachsen, trug aber schon mehrere kleine Eier in sich. Die Paläontologen vermuten, dass es bei der Paarung ertrunken oder an Erschöpfung gestorben sein könnte. Das Fossil wäre somit der älteste Nachweis für einen solchen Todesfall unter Fröschen.

Das Leben eines Frosches beginnt als Laich im Wasser, der sich zunächst zu einer kleinen Kaulquappe entwickelt und irgendwann zum vierbeinigen Frosch wird. Trotz dieses starren Musters gibt es bei heutigen Fröschen allerhand Variation bei der Paarung. Manche locken die Weibchen mit einer flotten Tanzeinlage an, andere bauen für ihre Jungen eigene Teiche und wieder andere vergreifen sich bei der Paarung sogar an toten Weibchen.

Wenn man bedenkt, dass es Frösche schon seit 130 Millionen Jahren gibt, als noch Dinosaurier auf der Erde lebten, dann müssen in dieser Zeit noch viele weitere skurrile Paarungsstile stattgefunden haben. Fossilien von frühen Fröschen sind allerdings selten und noch seltener sind solche Exemplare, die versteinertes Weichteilgewebe enthalten, das mehr über das Paarungsverhalten der Tiere verraten könnte.

Ein eiertragender Frosch aus der Kreidezeit

Doch Paläontologen um Baoxia Du von der Lanzhou-Universität ist im Nordwesten Chinas nun ein solch seltener Fund geglückt. In der Zhonggou-Formation stieß das Team auf das Fossil eines 100 Millionen Jahre alten Frosches. Das 3,50 Zentimeter große Tier lebte während der Kreidezeit und gehörte zu der erst kürzlich beschriebenen Art Gansubatrachus qilianens.

Der kreidezeitliche Frosch ist so gut erhalten, dass man um sein fast vollständiges Skelett herum sogar noch den Weichteil-Umriss seiner ehemaligen Körperform erkennt. Im und neben dem Körper des Fossils befinden sich außerdem mehrere dunkle Punkte mit einem Durchmesser von rund 0,80 Millimetern. Du und seine Kollegen gehen davon aus, dass es sich dabei um Froschlaich handelt und der fossile Frosch somit ein eiertragendes Weibchen war.

Frosch Fossil
Im und neben dem fossilen Froschweibchen sind dessen Eier erhalten. © Du et al./ Proceedings of the Royal Society B, 2024/CC-by 4.0

Eine tödliche Paarung

Doch warum ist das Froschweibchen gestorben, wenn es doch offenbar gerade drauf und dran war, sich zu paaren? Plötzliche Umweltveränderungen wie eine giftige Algenblüte oder sauerstoffarmes Wasser schließen die Paläontologen aus. Auch zeigt der Körper des Weibchens keine Spuren von Raubtieren oder Aasfressern. Ein durch hohes Alter bedingter Tod ist ebenfalls unwahrscheinlich, da es sich bei dem Froschweibchen um ein noch nicht voll ausgewachsenen Tier handelte, wie die Paläontologen erklären. Sein Skelett war noch nicht einmal vollständig verknöchert.

„Die wahrscheinlichste Todesursache für das Weibchen ist Ertrinken oder Erschöpfung im Zusammenhang mit der Paarung“, berichten Du und seine Kollegen. Auch bei heutigen Fröschen ereilt viele Weibchen bei der Paarung ein ähnliches Schicksal, zum Beispiel wenn sich mehrere Männchen im Getümmel auf dasselbe Weibchen stürzen und es dabei zu lange unter Wasser drücken.

Zügellosigkeit ist uralt

Dass dieses Verhalten uralt ist, hatten zuvor bereits 45 Millionen Jahre alte Fossilien aus dem Geiseltal bei Halle gezeigt. Dort waren einst hunderte Froschweibchen auf diese Weise gestorben. Doch das 100 Millionen Jahre alte Fossil aus China zeigt nun, dass Froschmännchen sich womöglich schon zur Zeit der Dinosaurier nicht immer zügeln konnten. Es wäre somit der älteste Nachweis für einen paarungsbedingten Tod unter Fröschen. (Proceedings of the Royal Society B: Biological Sciences, 2024; doi: 10.1098/rspb.2023.2320)

Quelle: Proceedings of the Royal Society B: Biological Sciences

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