Neurobiologie

Krokodilstränen auf die Schliche gekommen

Ist die Reue wirklich echt? Studie entlarvt vorgetäuschte Emotionen

Sind diese Tränen echt? © SXC

Wie sich vorgetäuschte Reue entlarven lässt, haben jetzt kanadische Forscher herausgefunden: Menschen, die Reue nur spielen, zeigen eine größere Bandbreite an ausgedrückten Emotionen und wechseln oft ohne Übergang zwischen negativen und positiven Gefühlsausdrücken. Außerdem sprechen sie insgesamt meist zögerlicher. Diese Erkenntnisse sind unter anderem für Richter und Bewährungsprüfer wichtig, die die Reue von Tätern beurteilen sollen.

Täuschung gehört zum Repertoire menschlichen Sozialverhaltens. Doch insbesondere vor Gericht oder bei Bewährungsprüfungen können unentdeckte Täuschungen schwerwiegende Folgen haben, denn vermeintliche Glaubwürdigkeit kann zu falschen Urteilen führen. Leanne ten Brinke und Kollegen von der Universität von British Columbia und der Memorial Universität von Neufundland in Kanada haben sich erstmals in einer Studie mit der Frage nach „echter“ und „falscher“ Reue befasst.

Ausgedrückte Emotionen als Schlüssel

Ten Brinke und ihr Team untersuchten die Mimik, Sprechweise und Körpersprache, die auf emotionale Täuschung hindeuten. Für ihre Studie erstellten sie Videoaufnahmen, in denen 31 kanadische Studenten von persönlichem Fehlverhalten berichten und dabei entweder echte, oder gespielte Reue zeigen. Ihre Analyse von nahezu 300.000 Einzelbildern der Videos machte deutlich, dass Probanden, die Reue vortäuschten, stärker auf die sieben Grundemotionen – wie Freude, Traurigkeit, Furcht, Ekel, Wut, Überraschung und Verachtung – zurückgreifen, als diejenigen, die echte Reue empfanden. Die Autoren teilten die im Gesichtsausdruck deutlich werdenden Emotionen in drei Kategorien ein: positiv (Freude), negativ (Traurigkeit, Furcht, Wut, Verachtung, Ekel) und neutral (neutral, Überraschung).

Neutraler Zwischenschritt fehlt

Die Probanden, die echte Reue empfanden, schalteten selten direkt von positiven auf negative Emotionen um, sondern durchliefen zunächst das Stadium neutraler Emotionen. Wurde die Reue nur vorgetäuscht, konstatierten die Wissenschaftler hingegen häufiger den direkten Übergang von positiven zu negativen Emotionen ohne das neutrale Zwischenstadium. Auch das Sprechtempo war bei den Probanden mit vorgetäuschter Reue zögerlicher.

Das Fazit der Autoren: „Unsere Studie untersucht zum ersten Mal, welche Verhaltensweisen möglicherweise Rückschlüsse darauf zulassen, ob Reue echt oder nur vorgetäuscht ist. Verlässliche Hinweise hierfür zu finden kann für die Praxis von entscheidender Bedeutung sein, beispielsweise für forensische Psychologen, Bewährungsprüfer und Richter, die beurteilen müssen, wie echt die Reue eines Angeklagten ist.“ (Law and Human Behavior, 2011; DOI 10.1007/s10979-011-9265-5)

(Springer science and business media, 11.02.2011 – NPO)

Keine Meldungen mehr verpassen – mit unserem wöchentlichen Newsletter.
Teilen:

In den Schlagzeilen

News des Tages

Skelett eines ungeborenee Kindes

So entstehen die Knochen des ungeborenen Kindes

Astronomen entdecken jüngsten Transit-Planet

Mehr Blackouts durch Wind- und Sonnenstrom?

Parkinson: Wenn mehr Dopamin mehr Zittern bedeutet

Diaschauen zum Thema

keine Diaschauen verknüpft

Dossiers zum Thema

Bücher zum Thema

Kampfhähne der Wissenschaft - Kontroversen und Feindschaften von Heinrich Zankl

Der Luzifer-Effekt - Die Macht der Umstände und die Psychologie des Bösen von Philip G. Zimbardo

Gefühle lesen - Wie Sie Emotionen erkennen und richtig interpretieren von Paul Ekman

Wir sind alle Neandertaler - Warum der Mensch nicht in die moderne Welt passt von Jürgen Brater

Top-Clicks der Woche