Evolutionärer Stillstand: Ausgerechnet unter den normalerweise schnell mutierenden Bakterien haben Forscher ein lebendes Fossil entdeckt – eine Art, die sich seit gut 150 Millionen Jahren nicht verändert hat. Seit dem Zeitalter des Urkontinents Pangäa hat das kilometertief im Gestein lebende Bakterium Candidatus Desulforudis audaxviator sein Genom nicht weiterentwickelt. Eine solche Stabilität widerspricht allen gängigen Annahmen zur Mikroben-Evolution.
Bakterien gehören zu den anpassungsfähigsten Organismen unseres Planeten. Dank ihrer hohen Mutationsrate und kurzen Generationszeit können sie in wenigen Monaten neue Varianten entwickeln, die beispielsweise neue Nahrung erschließen oder Resistenzen gegen Antibiotika ausbilden. Hinzu kommt die Fähigkeit der meisten Bakterien zum horizontalen Gentransfer: Sie können Gene und Genstücke auch mit andern Mikrobenarten in ihrer Umgebung austauschen.
Krustenbewohner auf drei Kontinenten
Doch es geht auch anders, wie nun Forschende um Eric Becraft vom Bigelow Laboratory for Ocean Sciences in Maine entdeckt haben. Für ihre Studie waren sie der genetischen Entwicklung einer Bakterienart nachgegangen, die 2008 in 2,8 Kilometer Tiefe in Gesteinsporen einer südafrikanischen Goldmine entdeckt worden war. Die Candidatus Desulforudis audaxviator (CDA) getaufte Mikrobe gewinnt ihre Energie und Nährstoffe aus Wasserstoff, Sulfat und weiteren Chemikalien, die durch radioaktiven Zerfall im Gestein freiwerden.

Das Interessante jedoch: Das Bakterium kommt nicht nur in dieser Goldmine vor, sondern wurde seither auch in der tiefen Biosphäre anderer Kontinente entdeckt: In Nordamerika leben diese Mikroben in einem Grundwasserstrom unter dem Death Valley und auch in Sibirien wurden diese Bakterien bei Tiefbohrungen im Porenwasser von kreidezeitlichen Gesteinen nachgewiesen. Das weckte die Frage, inwieweit sich die verschiedenen Populationen dieser Bakterienart an ihre Standorte und die dort sehr unterschiedlichen Umweltbedingungen angepasst haben.