Vergessen Sie Blumen, Pralinen oder Schmuck: Die sichersten Anzeichen für wahre Liebe liefern nicht Geschenke, sondern der Körper des Partners. Denn wenn wir verliebt sind, steigt beim Betrachten von Fotos des oder der Angebeteten die Temperatur an Gesicht, Händen, Brust und Genitalien – um im Schnitt zwei Grad Celisus, wie Forscher herausgefunden haben. Ein weiterer Beleg für romantische Gefühle ist die Kussrichtung. Wer sich dabei nach rechts dreht, ist wirklich verliebt.
Schmetterlinge im Bauch oder bis über beide Ohren verliebt – Liebe hat nicht nur gebräuchlichen Redewendungen nach offensichtlich einiges mit dem Körper zu tun. Tatsächlich reagiert unser Organismus spürbar, wenn Verliebtheit im Spiel ist. Wie Studien belegen, wirkt sich die rosarote Brille unter anderem auf unser Geschmacksempfinden aus, bringt die Hormonspiegel von Mann und Frau in Gleichtakt und kann sogar Schmerzen so effektiv hemmen wie opiodhaltige Medikamente.
Kurz gesagt: Ob es wirklich Liebe ist – das können Wissenschaftler bis zu einem gewissen Grad messen. Ein weiteres objektives Anzeichen für Liebe haben Forscher um Elvira Salazar-Lopéz von der Universität Granada entdeckt: die Körpertemperatur. Das Team hat untersucht, wie diese sich verändert, wenn Menschen Fotos ihres Partners ansehen – und deutliche Veränderungen festgestellt.
Thermografie als Liebesbeweis
Für ihre Studie haben die Wissenschaftler mit sechzig frisch verliebten Männern und Frauen zwischen 24 und 47 Jahren einen Temperaturtest durchgeführt. Dafür mussten sich die Probanden zunächst nackt ausziehen und 20 Minuten lang akklimatisieren. Danach schauten sie sich auf einem Computerbildschirm private Fotos ihrer Beziehung an, während die Forscher ihre Körpertemperatur maßen. Eine Kontrollgruppe bekam statt Liebesbildern Fotos von Familien und Freunden oder unbekannte Bilder zu sehen.
Das Ergebnis zeigt, dass romantische Liebe nicht nur sprichwörtlich heiß ist: Die Fotos des Partners lösten eine Erhöhung der Körpertemperatur aus – vor allem im Bereich der Wangen, Hände, Brust, Genitalien und um den Mund herum stieg die Temperatur um im Schnitt zwei Grad Celsius.
Zudem erholten sich die Probanden durch den Anblick ihres Partners auch schneller von Kälte als die Vergleichsgruppe. Das belegte ein weiterer Test, für den die Verliebten ihre Hand zwei Minuten lang in null Grad kaltes Wasser halten mussten.
Den Wissenschaftlern zufolge sind es vor allem Leidenschaft und sexuelles Begehren, die unseren Körper warm werden lassen. Dominieren dagegen Empathie und Intimität, zum Beispiel bei einer liebevollen Geschwisterbeziehung, tritt dieser Effekt nicht ein.
Verräterische Kussrichtung
Ob wir es mit einem geliebten Familienmitglied oder mit unserem Liebespartner zu tun haben, das zeigt übrigens auch die Kussrichtung. Wer sich beim Küssen eher nach rechts und wer nach links dreht, das haben kanadische Forscher um Jennifer Sedgewick von der University of Saskatchewan untersucht – und dabei einen deutlichen Trend festgestellt.
Die Wissenschaftler werteten 529 Fotos aus sozialen Netzwerken wie Pinterest und Instagram sowie Bilder aus Google Images aus und stellten fest: Auf Bildern, in denen ein Elternteil ein Kind küsst, wenden sich Mutter oder Vater dabei in der Regel nach links. Wer dagegen einen romantischen Kuss an seinen Partner verteilt, dreht sich meist nach rechts. Frühere Studien hatten bereits gezeigt, dass dies auch beim Umarmen der Fall ist.
Doch warum ist das so? Die Forscher glauben, dass Verliebte vor allem in der Anfangsphase einer Beziehung Küssen mit Belohnung in Verbindung bringen und dabei die linke Gehirnhälfte besonders aktiv ist. Das könnte sich dann dadurch zeigen, dass man sich nach rechts dreht. Dieses Verhalten, so die Wissenschaftler, behielten Paare auch dann bei, wenn die große Verliebtheitsphase vorbei sei. Eltern hingegen wiegten und schaukelten Babys häufig mit dem linken Arm – und drehten sich beim Küssen dann in dieselbe Richtung. (Consciousness and Cognition, 2015, doi: 10.1016/j.concog.2015.04.003; Laterality, 2016, doi: 10.1080/1357650X.2015.1136320)
(Universität Granada, Consciousness and Cognition, Laterality, 15.02.2016 – DAL)