Psychologie

Machen Haustiere glücklicher?

Nicht immer fördert das Tier das subjektive Wohlbefinden

Das Zusammenleben mit einer Katze macht in einigen Fällen glücklicher, in anderen dagegen nicht © Jens Enemark/pixavay

Sie leisten uns Gesellschaft, sind Spielgefährten und Seelentröster zugleich: Haustiere gelten als positiver Einfluss auf unser Wohlbefinden. Aber stimmt das auch? Eine neue Studie zeigt: Ganz so simpel ist es nicht. Zwar können Hund, Katze und Co tatsächlich glücklicher machen, in vielen Fällen ist aber das Umgekehrte der Fall. Paradoxerweise hat gerade eine zu starke persönliche Bindung an das Tier einen solchen negativen Effekt.

Ob Hund, Katze, Meerschwein oder Exot: Für viele Menschen ist ein Leben ohne Haustier kaum denkbar. Bei uns in Deutschland teilt jeder Zweite seinen Haushalt mit mindestens einem tierischen Mitbewohner. Ganz vorne in der Beliebtheit liegen dabei die eher unabhängigen Katzen und die deutlich anhänglicheren Hunde. Beiden sagt man nach, dass allein ihre Gegenwart die Stimmung hebt und dem Menschen insgesamt guttut.

Weniger simpel als man denkt

Aber stimmt das auch? Machen uns unsere Haustiere glücklicher? Welchen Einfluss Haustiere tatsächlich auf unser alltägliches Wohlbefinden ausüben, haben Anna Kalitzki und Maike Luhmann von der Universität Köln nun genauer untersucht. Sie ermittelten dafür mittels Fragebögen einerseits das subjektive Wohlbefinden und die Zufriedenheit ihrer 631 Studienteilnehmer, andererseits wollten sie wissen, wie die Tierbesitzer Vor- und Nachteile der „WG mit Tier“ gewichten.

„Die Frage, ob Haustiere uns guttun, uns glücklicher und zufriedener machen, ist nicht so einfach zu beantworten“, erklärt Kalitzki. „Wichtig ist dabei wohl die Frage, unter welchen Bedingungen bestimmte Tiere gut für unser Wohlbefinden sind.“ So wollten die Forscherinnen beispielsweise auch wissen, wie belastend die Kosten des Haustierhaltens sind oder ob der Hund, die Katze oder das Pferd zu gesünderem Verhalten animieren.

Die Antwort ist: Jein

Das überraschende Ergebnis: Das Leben mit Haustier hat einen weniger eindeutig positiven Einfluss als man annehmen würde. Je nach individueller Situation kann die Tierhaltung offenbar sowohl zum Wohlbefinden beitragen als es auch schmälern. So wirkt es sich positiv aus, wenn die Sorge für das Tier als soziale Rolle begriffen wird und als Ausdruck einer autonomen Verantwortung. Problematisch ist es hingegen, wenn der Umgang mit dem Haustier schwierig ist oder die Tierhaltung eine größere finanzielle Belastung mit sich bringt.

Eine zu enge Bindug zum Tier kann sogar von Nachteil sein. © YanaBSM/pixabay

„In mancher Hinsicht kann man Haustiere durchaus mit Kindern vergleichen“ sagt Luhmann. „Sie können eine Quelle purer Freude sein und einem das Gefühl geben, gebraucht und geliebt zu werden. Aber gleichzeitig kann der Umgang mit ihnen auch manchmal anstrengend sein und – je nach Lebensphase – eine finanzielle Belastung darstellen.“

Zu starke Bindung schadet eher

Und noch etwas zeigte sich: Eine zu starke persönliche Bindung zum Haustier kann sich sogar negativ auf das subjektive Wohlbefinden auswirken, wie Kalitzki und Luhmann berichten. Sie vermuten, dass dies dann das Fall ist, wenn der starke Bezug auf das Tier Bindungen an andere Menschen schwächt oder gar ganz ersetzt. Wer wegen seines Haustiers keine Zeit mehr für soziale Kontakte hat, ist tendenziell umso unzufriedener, je enger er sich an das Tier gebunden fühlt.

Welches Haustier man hält, spielt für das subjektive Wohlbefinden dagegen keine Rolle, wie die Studie ergab. Allerdings gibt es Unterschiede in den von den Tierhaltern empfundenen Vor- und Nachteilen: Pferde zum Beispiel tragen mehr zur Sinnstiftung bei als Hunde oder Katzen. Katzen wiederum geben ihren Besitzern zwar die geringste Unterstützung, dafür jedoch wirken sie sich am wenigsten belastend auf die Beziehung zwischen ihren Haltern aus.

Konkret bedeutet dies: Ob ein Haustier glücklich macht oder nicht, hängt ganz von den Umständen ab. Insgesamt scheinen sich jedoch die positiven und negativen Einflüsse auf das Wohlbefinden die Waage zu halten. „Deshalb ist es für jeden Einzelnen wichtig, sich vor der Entscheidung für ein Haustier die verschiedenen Faktoren vor Augen zu führen und anhand der persönlichen Situation zu bewerten und zu gewichten“, betonen die Forscherinnen. (Journal of Positive Psychology, 2016; doi: 10.1080/17439760.2016.1257054)

(Deutsche Gesellschaft für Psychologie (DGPs), 02.12.2016 – NPO)

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